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Freitag, 25. Oktober 2024

Wasserrettung: Neue Technik hilft gegen ein altes Problem

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Die Sonne scheint, das erfrischende Wasser im Freibad, dem See oder dem Fluss lockt – und nicht selten müssen dann die Retter ran, weil es einen Notfall gegeben hat. Deren etwa 60 Fälle sind alljährlich im Augsburger Land zu verzeichnen. Selbstüberschätzung ist nach Worten von Feuerwehrsprecher Anselm Brieger oft die Ursache für Badeunfälle, aber auch andere Gründe wie plötzliche medizinische Probleme, Überhitzung oder angetrunken ins Wasser zu gehen, bergen (lebensgefährliche) Risiken. „Glücklicherweise“, so Brieger, „sind Einsätze mit Kindern sehr selten, da die Eltern doch sehr sensibilisiert sind bezüglich der Aufsicht am oder im Wasser.“

Die einsatzreichsten Zeiten des Jahres seien der Sommer und Herbst, aber auch im Winter komme es immer wieder zu dramatischen Einsatzsituationen. Etwa wenn sich Wintersportler auf nicht ausreichend zugefrorene Seen wagen oder Fischer mit ihren Ruderbooten kenterten.

Gleich ob Lech, Wertach oder Kuhsee – dramatische Folgen seien laut Feuerwehr an allen Gewässern möglich, sowohl am Badesee als auch an Flüssen oder Kanälen im Stadtgebiet. Jede Einsatzstelle habe ihre besonderen Herausforderungen. Dies könne die schlechte Sicht unter Wasser sein – oder zum Beispiel bei Fließgewässern die Größe des Suchgebietes. Bei Wasserrettungseinsätzen werde die Berufsfeuerwehr prinzipiell von den Kräften der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und der Wasserwacht unterstützt.

Einiges getan hat sich, wie eine Vorführung der Retter kürzlich aufzeigte, in Sachen Rettungstechnik. Moderne Einsatzgeräte wie der Seabob oder Motorboote seien eine Innovation in der Wasserrettung. Die Eingreif- und Rettungszeit könne hierdurch unter Umständen erheblich verkürzt werden. Rettungsmittel wie der Seabob – eine etwa 30 Kilo schwere, motorbetriebene Schwimmhilfe – seien zusätzlich höchst flexibel einsetzbar. „Aber auch die klassischen Rettungsmittel wie Rettungsring, Wurfball oder Wurfsack haben weiterhin ihre Berechtigung und einen großen Einsatzwert“, erinnert Brieger an althergebrachte Geräte.

Feuerwehrsprecher warnt beim Baden vor zu viel Vertrauen in Luftmatratze, Schwimmtiere & Co

Zu warnen seien Badende vor zu viel Vertrauen in Schwimmhilfen oder Sportgeräte wie Standup-Paddelbretter oder Luftmatratzen etc. Diese geben oft ein subjektives Sicherheitsgefühl für die Anwender. Aber bei einem Defekt oder Verlust des Gerätes im Wasser und mangelnden Schwimmkenntnissen könne es zu gefährlichen Situationen kommen.

Angesprochen auf Unterschiede zwischen Freizeitunfällen und Hochwassersituationen wird Brieger ernst. „Die beiden Einsatzsituationen unterscheiden sich in vielen Belangen. Die Rettung beispielsweise von Badegästen an einem See ist trotz aller Dramatik eine überschaubare Einsatzlage.“

Bei Wasserrettungseinsätzen in Hochwasserlagen müsse mit wesentlich mehr Unwägbarkeiten gerechnet werden. Dies können etwa großvolumiges Treibgut, kontaminierte Gewässer, extreme Strömungen und gefährliche Hindernisse unter Wasser sein. Auch die Gefahren durch volllaufende Keller oder Tiefgaragen würden sehr unterschätzt. Eine Rettung aus diesen Lagen berge auch für die Einsatzkräfte höchste Lebensgefahr – oder sei nahezu unmöglich.

Beim Training für die Wasserrettung war auch Ordnungsreferent Frank Pintsch vor Ort

Das Einsatzgebiet der Augsburger Wasserretter umfasst die Gewässer der Stadt Augsburg sowie der Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg. Auf Anforderung können die Rettungstaucher laut Mitteilung auch als Unterstützung benachbarter Leitstellen fahren. Beim Training für die Wasserrettung kürzlich war auch Ordnungsreferent Frank Pintsch vor Ort, um sich mit Schutzanzug im Kuhsee von den Vorteilen des flexibel einsetzbaren Seabobs sowie den Fähigkeiten der Einsatzkräfte ein Bild zu machen: „Augsburg ist eine Wasserstadt mit zahlreichen Flüssen, Bächen und Seen. Da spielt die Wasserrettung eine wichtige Rolle. Die Wasserrettung stellt aber auch für die Rettungskräfte selbst ein erhöhtes Risiko dar. Eine gute Ausstattung und regelmäßiges Training stärken daher ihre Sicherheit und Einsatzfähigkeit. Das kommt gleichzeitig dem bestmöglichen Schutz aller Augsburgerinnen und Augsburger zugute“, so der Ordnungsreferent.

Damit das Badevergnügen nicht zur Gefahr wird:

● Vorzugsweise in Gewässern schwimmen gehen, an denen Wachstationen der DLRG oder Wasserwacht betrieben werden.
● Kinder und Tiere in Ufernähe niemals unbeaufsichtigt lassen.
● Nach dem Baden keine persönlichen Gegenstände am Gewässer zurückzulassen.
● Nicht vor oder hinter Wehranlagen baden.
● Im Notfall unter der 112 Hilfe rufen und sich bei Rettungsaktionen nicht selbst in Gefahr begeben. Prinzipiell sollte Personen, welche sich in Wassernot befinden, nie die Hand gereicht werden, sondern immer mit Hilfsmitteln wie z.B. Handtüchern oder Schirmen gearbeitet werden.

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