Liegt der erste Saisonsieg in der Luft? Gegen Aufsteiger konnte FC Augsburg Trainer Jess Thorup bis dato auf eine makellose Bilanz zurückblicken – 3 Spiele, 3 Siege. Die letzte Niederlage erfuhr Enrico Maaßen letzte Saison gegen den SV Darmstadt kurz vor seiner Entlassung. Der saisonübergreifend 7 Spiele sieglose FCA wollte seinen Darmstadtmoment möglichst weit in der Ferne lassen und probierte es gegen St. Pauli mit einem neuen Spielsystem.
Thorup setzte vor den Augen der verabschiedeten Ermedin Demirovic und Niklas Dorsch anders als zuletzt nicht auf die Mittelfeldraute, sondern dafür auf eine 5-4-1 bzw. 3-4-3-Formation, die mit drei Innenverteidigern. Somit sollten die bislang eher verwaisten Außen mehr belebt werden. Zudem standen zum ersten Mal Marius Wolf sowie Neuzugang Frank Onyeka in der Startelf. Auch der genesene Kristian Jakic sowie Maximilian Bauer rotierten in die erste Elf.
Erste Hälfte: Viel Dominanz, wenig Zählbares
In der Anfangsphase stand der FCA im neuen System solide, Gefahr gab es aber nur selten. Die erste halbwegs aussichtsreiche Möglichkeit ergab sich aus einem Schuss aus zweiter Reihe von Frank Onyeka, der allerdings rechts am Tor vorbeirauschte (11.). Nach den ersten 15 Minuten abtasten steigerten die Augsburger spürbar den Druck und setzten sich tief in der Hälfte der Kiezkicker fest. Einen Kopfball aus kurzer Distanz bekamen die Gäste in der 22. Minute aber gerade noch geklärt. Das erwartbare Ballbesitzspiel von St. Pauli ließen die Gastgeber kaum zur Entfaltung kommen, sondern blieben selbst am Drücker. Die ganz großen Chancen entwuchsen dem Druck der Augsburger aber nicht. Es dauerte bis in die 43. Minute, bis Elvis Rexhbecaj den nächsten aussichtsreichen Abschluss aufs Tor brachte. Nach einem langen Ball startete Wolf in die Tiefe und legte zurück auf Rexhbecaj, dessen Linksschuss aber ebenfalls rechts am Tor vorbeiging. Noch näher an der Führung war in Minute 45 Samuel Essende, der nach einem Ball in die Mitte frei vor Nikola Vasilj auftauchte, aus kurzer Distanz aber am stark reagierenden Torhüter scheiterte. So ging es mit einem 0:0 und einer Bilanz von 10:2 Torschüssen für die Gastgeber in die Pause. Viel vorzuwerfen hatten sich die Fuggerstädter, abgesehen von einem kleinen Mangel an Kreativität und der Chancenverwertung nicht.
Dosenöffner Wolf trifft direkt nach der Pause zur Führung für den FC Augsburg
Ließ sich der FCA vor der Pause in Sachen Chancenverwertung noch etwas bitten, zeigte man sich bestrebt, diesen Ruf nicht erhärtet zu wissen. So ging man kurz nach Wiederanpfiff mit 1:0 in Führung. Rexhbecajs Flanke von links wollte Karol Mets klären, köpfte aber Essende an. Vom Stürmer sprang der Ball zu Wolf, der den Ball rechts im Strafraum auf links legte und per feinem gezirkelten Schuss ins lange Eck zur hochverdienten Führung traf. Da das Tor auch einem VAR-Check standhielt, durften sich die FCA-Fans über die zweite Führung der noch jungen Bundesliga-Saison freuen. In der Folge wagten sich auch die Hamburger mehr nach vorne, der FCA lauerte auf schnelle Gegenstöße. Rund um die Stundenmarke nahm Thorup die ersten Wechsel vor und brachte Mads Pedersen für den Torschützen Wolf sowie Phillip Tietz für Vargas. Ein solcher Gegenstoß war es dann auch, der das zweite Tor für die Hausherren brachte. Diesen spielten sie clever aus, Essende legte in den Lauf von Onyeka, der zeigte seine ganze Klasse und schnitt eine maßgenaue Flanke auf Phillip Tietz, der mit seinem Volleyschuss gegen die Laufrichtung Vasily überhaupt keine Chance ließ und auf 2:0 stellte (67.) Auch danach blieben die Augsburger brandgefährlich, Onyeka legte für Essende beinahe das 3:0 auf, doch das Zuspiel geriet zu ungenau (69.). Doch die Hamburger gaben sich noch nicht geschlagen und erzielten ihrerseits mit der ersten richtigen Chance das erste Tor in der Bundesliga-Saison. Elias Saad brachte eine Flanke aus dem Halbfeld auf den Kopf von Carlo Boukhalfa, der den Ball drüberrutschen ließ und so Nediljko Labrovic erstmals überwinden konnte. Was zuvor noch wie ein entspannter Kick gegen einen harmlosen Aufsteiger angemutet hatte, entwickelte sich durch den Anschlusstreffer noch zum echten Stresstest für Thorups-Team. Denn die Gäste zeigten keine Anstalten, sich in ihr Schicksal zu ergeben, sondern spielten munter weiter nach vorn. Einen Schuss aus dem Rückraum von Saad konnte Labrovic gerade eben noch am Tor vorbeilenken (85.). In den Schlussminuten stabilisierte sich der FCA allerdings wieder und überstand die Torannäherungen von St. Pauli schadlos. In der sechsten Minute der Nachspielzeit gelang den Gastgebern nach einem Konter sogar noch das 3:1. Der eingewechselte Yusuf Kabadayi blieb vor dem Torhüter ganz cool und tunnelte diesen bei seinem ersten Treffer in der Bundesliga.
Ein Spiel, das der FCA über weite Strecken dominierte, wurde zum Ende hin nach dem Anschlusstreffer von St. Pauli noch einmal richtig heiß und endete mit einem alles in allem verdienten 3:1-Sieg für den FCA, der es nach dem 2:0 verpasste, den Deckel draufzumachen. Unterm Strich steht dennoch der erste Dreier der Saison. Das Team von Alexander Blessin hingegen verlieren auch ihr drittes Saisonspiel und warten weiter auf die ersten Punkte im Oberhaus. Für die Augsburger geht es bereits am nächsten Freitag mit einem weiteren Heimspiel gegen Mainz 05 weiter. Anpfiff: 20:30 Uhr.
Aufstellung: Labrovic – Bauer, Gouweleeuw, Schlotterbeck – Wolf (61.Pedersen), Giannoulis, Jakic, Rexhbecaj, Onyeka – Vargas (62.Tietz), Essende (78. Kabadayi)