„Auf Augenhöhe“ war dieses Jahr das Motto des Literaturpreises des Bezirks Schwaben. 139 Autoren mit Lebensmittelpunkt oder biografischen Wurzeln im schwäbisch-alemannischen Kulturraum nahmen teil. Bedingung: Der Text wurde noch nicht veröffentlicht. Die Jury, darunter aus Augsburg Prof. Dr. Bettina Bannasch, Dr. Theresia Dingelmaier (beide Universität), Dr. Michael Friedrichs (Redakteur, Jury-Vorsitz) und Willibald Spatz (A.B. von Stettensches Institut), habe leidenschaftlich diskutiert über die bis zur Entscheidung anonymen Texte.
Zwei der Ausgezeichneten sind aus der Region Augsburg: Den zweiten Preis (2.000 Euro) erhielt Michael Lichtwarck-Aschoff für seinen Text „Sodann wird Gernot L. auf Augenhöhe verbracht“. Der Stadtberger arbeitete bis zum Ruhestand 2011 als Intensivmediziner, seitdem schreibt er literarische Texte statt Arztbriefe. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht und beim Literaturpreis könnte man ihn als Seriensieger bezeichnen, sagte Moderator Marius Müller. Bereits 2015, 2016 und 2022 belegte Lichtwarck-Aschoff dort vordere Plätze. In seinem Text skizziert er die Hierarchie in einer Klinik und wie ein Patient sich weit „‚unter der Augenhöhe‘ des medizinischen Personals wiederfindet.“ Gemäß Laudator Oswald Burger war es der Text, der das Thema für die Jury „am ernstesten nahm und am vielfältigsten umkreiste“. Allem Ernst zum Trotz unterhielt der Autor das Publikum bei der Verleihung mit feinem Witz.
Literaturpreis des Bezirks Schwaben: Hauptpreis ging an gebürtigen Stuttgarter
Den Nachwuchspreis (600 Euro) bekam Andreas Schmid für seinen Text „Entgleist“. Er wurde in Wertingen geboren, lebt heute in Augsburg und arbeitet nebenberuflich in der Verwaltung eines Elektrobetriebs. In seiner Freizeit schreibt er, komponiert eigene Songs und kümmert sich bei der Theatergruppe „Augsburg OnStage“ um Social Media. Meistens schreibe Schmid an ruhigen Orten wie seiner WG oder im Garten seiner Eltern. Bereits 2022 wurde einer seiner Texte in der Anthologie des Schwäbischen Literaturpreises veröffentlicht. „Wenn man so einen Preis gewinnt, motiviert das natürlich zum Weitermachen“, sagte er. Jetzt will er es „langsam angehen lassen und erst mal was Richtiges lernen.“ Später aber einen Roman veröffentlichen.
Der Hauptpreis (2.500 Euro) ging an den gebürtigen Stuttgarter Achim Jäger für die Erzählung „Irgendwo bellte ein Hund“. Laudator Willibald Spatz: „In der Geschichte selbst passiert nicht viel, aber trotzdem gelingt es Jäger, eine unterschwellige Spannung zu erzeugen.“ Mit dem dritten Preis (1.500 Euro) wurde Katharina Prestel für „Bilder einer Ausstellung II“ ausgezeichnet. In ihrem Beitrag mit dem Untertitel „Fassung für Sehgeschädigte“ übersetzt Prestel eine Kunstausstellung in literarische Worte.
Der „zusätzliche Anerkennungspreis für außergewöhnliche Leistungen“ ging an Lilly Haller. Wegen einer schweren körperlichen Behinderung kann die 17-Jährige nicht sprechen, sich beinahe nicht bewegen. Aber sie kann lesen und mit Unterstützung ihrer Mutter und eines Farb-Buchstabier-Systems schreiben. Bezirkstagspräsident Martin Sailer sagte in seiner Ansprache: „‘Aus dem Herzen, für die Seele‘ ist eine Tür für Sie nach draußen, die Sie sich geschaffen haben, aber auch eine für die Leser.“
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