Ja, es gibt sie noch, diese italienischen camerieri, die diese ganz besondere dignitá ausstrahlen, diesen würdevollen Auftritt im ristorante, der jedem Gast das gute Gefühl beschert, ein klein wenig Urlaub vom Alltag machen zu können. Einer der dieses Metier bis zur Perfektion beherrscht, ist Antonio Antinoro. Der Lebensweg des gelernten Sommeliers, der kürzlich seinen 50sten Geburtstag feierte, ist außergewöhnlich.

Geboren in Augsburg, aber bereits im Alter von zwei Jahren wieder mit der Familie in Sizilien, fand er erst spät zurück in seine „Heimatstadt“. Schon als Jugendlicher entdeckte er seine Liebe zur Gastronomie, stand frühmorgens auf, um in einer Backstube den Duft des frischen Brots zu genießen und dem Bäckermeister über die Schulter zu sehen. Später bedrängte er seine Eltern lange, um eine Ausbildung an einer renommierten scuola alberghiero im entfernten Mailand zu absolvieren. Es folgten unter anderem Stationen im Piemont, der Region Marche, auf der Apeninnenhalbinsel und auf Sardinien – darunter viele Sternelokale. Trotz einer schweren Krebserkrankung setzte er seinen Weg mit einer Sommelier-Zusatzausbildung konsequent fort. Ein ganz neuer Lebensabschnitt begann im März 2014: Er folgte dem Ruf seines Bruders und ging – ohne ein Wort Deutsch zu sprechen – nach Augsburg. „Die ersten zwei Jahre waren hart, aber ich lernte die Sprache – und viel wichtiger, ich lernte die Stadt und ihre Menschen lieben“, resümiert der sympathische Kellner nach insgesamt 34 Jahren in der Gastronomie. „Deswegen möchte ich Danke, Augsburg!sagen – und mich gleichzeitig bei meiner Familie entschuldigen, die oft zu kurz kam.“ Seinen runden Geburtstag, für den er erst eine große Party geplant hatte, feierte er deswegen doch mit Ehefrau Valeria und den Söhnen Salvatore und Andrea. Gespannt darf man übrigens sein, wenn das Mille-Miglia-Servicegenie demnächst in Vito Ruggeris neuer Ostería und Weinbar „Ombretta“ agiert. Die Eröffnung ist für April geplant…