Start Schön & Gesund Augsburger „Fußpapst“ Dr. Manfred Thomas gibt Tipps für gesunde Füße

Augsburger „Fußpapst“ Dr. Manfred Thomas gibt Tipps für gesunde Füße

Woman legs silhouette with high heels hanging of her hand and sitting on a wall

„Freiheit für die Füße“ ist das Motto für die Sommerzeit. Vor allem die Damen freuen sich in der warmen Jahreszeit auf sommerliche Flipflops, lässige Sandalen oder auch sexy Highheels. Wobei es einen Spielverderber gibt, den viele Menschen, vor allem Frauen, nur zu gut kennen: Den im Volksmund als „Hallux“ bekannten Problem-Zeh, der nicht nur optisch Schwierigkeiten macht, sondern auch starke Schmerzen verursachen kann.

„Frostballen“ oder auch „Ballenzeh“ heißt der Quälgeist am Fuß auf deutsch, der mit einer Verformung an der Fußinnenseite einhergeht, die laut Schätzungen rund jeden Dritten über 65 betrifft. Der als „Fußpapst“ bekannte Chirurg Dr. Manfred Thomas von der Hessingpark Clinic in Augsburg kennt alle Hintergründe, hat hilfreiche Informationen zu den Behandlungsmöglichkeiten und obendrein Tipps und Tricks für schöne Sommer-Füße.

AUGSBURG JOURNAL: Angeblich leidet jeder dritte Mensch über 65 unter einem „Hallux valgus“. Wobei dieser Quälgeist am Fuß gefühlt deutlich mehr Frauen, als Männer betrifft. Stimmt das?

Dr. Thomas: Ja, die Quote für diese bekannte Form der Verformung an der Fußinnenseite liegt bei ungefähr sechs Frauen zu einem Mann. Hormone spielen dabei eine große Rolle – und während Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahren verändern sie sich vor allem bei den Frauen. Die gesamte weibliche Genetik begünstigt die Entstehung eines Hallux: Die weiblichen Hormone machen generell die Bänder weicher, was einen Hallux begünstigt.

AJ: Mit zunehmender Krankheitsdauer zeigt dann der große Zeh immer stärker in Richtung der benachbarten Zehen, dabei wölbt sich der Ballen nach innen vor.  Woher kommt das?

Dr. Thomas: Die Fettschicht zwischen Haut und Knochen wird dünner, was auch der Ausdruck „Ich laufe auf meinen Knochen“ beschreibt. Der erste Mittelfußknochen verschiebt sich allmählich nach außen in Richtung des anderen Fußes; der Vorfuß wird breiter. Schmerzen können auftreten, müssen aber nicht. Es kann sogar zu einer Schädigung der Nerven am großen Zeh kommen, die dann bis zur Taubheit der Großzehe führen kann. Oft bildet sich auch verdickte Hornhaut an der Fußsohle, es können Schmerzen am Ballen entstehen, sich Hammer- oder Krallenzehen bilden. Die Fehlstellung kann zu Gleichgewichtsstörungen und deshalb zu erhöhtem Sturzrisiko führen, weshalb man einen Hallux nicht unterschätzen sollte.

AJ: Wie kann ich einem Hallux vorbeugen?

Dr. Thomas: Abgesehen von der Veranlagung gibt es einige Faktoren, die eine negative Rolle spielen können: Zu enge Schuhe, dünne hart Sohlen, die das abrollen nicht erlauben. Aber auch Übergewicht und zu langes Stehen, wenig Bewegung für die Fuß-Muskulatur und zu wenig „Barfuß“-Laufen können zur Hallux-Bildung beitragen.

Grundsätzlich gilt: Aktiv bleiben und versuchen, „am Fuß fitter“ zu werden. Das funktioniert mit Fußmassagen oder bestimmten Fußgymnastik, günstige Sportarten sind zum Beispiel Ballett (ohne Spitzentanz), Radeln oder Schwimmen. Bei den Schuhen empfiehlt sich genügend Platz für die Fuß-Breite, aber auch nach vorne. Flacheres Schuhwerk entspannt natürlich auch mehr, als hohe Absätze. Regelmäßiges Wechseln der verwendeten Schuhe ist ebenfalls sinnvoll.

AJ: Und was empfehlen Sie, wenn ich bereits einen Hallux valgus habe?

Dr. Thomas: Bei einem schmerzhaften Hallux gilt: Egal welche Bewegung – wenn es weh tut, sein lassen! Ansonsten eher Schuhe mit starren Sohlen wählen, die als Abrollhilfe fungieren, im Stil eines Bergschuhs. Beim schmerzhaften Hallux funktioniert nämlich in der Regel das Abrollen nicht mehr gut.

AJ: Wie läuft eine Operation ab und was bedeutet sie für die Patienten?

Dr. Thomas: Es geht in erster Linie um den vollen Funktionserhalt: Heute wird nichts mehr abgeschnitten, sondern der Zeh um das Gelenk herum quasi in die frühere Lage gebracht. Dafür gibt es unterschiedliche Techniken: konventionell, oder minimal-invasiv, was kleine Schnitte mit weniger Narben bedeutet. Allerdings braucht ein Knochen immer rund sechs Wochen für die Heilung. Nach zwei Tagen ist ein Auftreten möglich, die volle Belastung nach vier bis sechs Wochen, die komplette Heilung setzt nach drei bis vier Monaten ein.

AJ: Nach einer Operation: Wie wahrscheinlich ist eine erneute Fehlbildung? Und wie lange währt in der Regel das Zeitfenster ohne Beschwerden?

Dr. Thomas: Pauschal kann man sagen, dass ein sogenanntes „Rezidiv“ – also Wiederauftreten – selten eintritt und wenn, dann in der Regel nicht mehr so ausgeprägt. Die Rezidivneigung hängt von der Ausprägung der Fehlstellung vor der Operation ab und davon, ob eine generelle Bindegewebe-Schwäche vorliegt. Das bedeutet: Je stärker die Fehlstellung vor der Operation war, desto wahrscheinlicher ist ein – meist geringfügiges – Wiedereintreten der Fehlstellung. Bei Patient*innen, die sehr lockere Bänder und Gelenke aufweisen, ist auch die Wahrscheinlichkeit für ein Wiederauftreten der Fehlstellung erhöht.

AJ: Haben Sie Tipps und Tricks, um die „taktilen Fähigkeiten der Füße“ zu stärken?

Dr. Thomas: Tatsächlich ist eine hervorragende Art der Prävention die Fußgymnastik. Anleitungen gibt es zuhauf im Internet, eine ganz gute Website ist zum Beispiel „my medibook“. Leider ist dies nur in der Frühphase und vor allem bei einer noch weichen und flexiblen Fehlstellung hilfreich. Wenn der Hallux valgus erst einmal eingesteift oder nicht mehr gut beweglich ist, hilft auch eine solche Gymnastik nur noch eingeschränkt.

 AJ: Hat der „Hallux valgus“ eigentlich noch „Geschwister“ – also ähnliche Fehlstellungen auf der anderen Fuß-Seite?

Dr. Thomas: Tatsächlich gibt es das Gegenstück zum Hallux valgus auch am Kleinzehen-Grundgelenk. Im Englischen heißt der Hallux valgus „Bunion“ und die Deformität am fünften Zehen „ Bunionette“-Deformität. Im deutschen Sprachgebrauch wird das auch als „Schneiderballen“ bezeichnet. Das tritt gehäuft beim Spreizfuß – also einem breiten Vorfuß – auf. Wenn der Schneiderballen ausgeprägt und schmerzhaft vorliegt, kann auch dieser chirurgisch behandelt werden, gelenkerhaltend mit sehr guten Erfolgen!

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