Rekordhitze in weiten Teilen Europas und auch die Menschen in der Region Augsburg stöhnen bei Temperaturen oberhalb der 30-Grad-Marke. Wir sprachen mit dem neuen Ärztlichen Direktor des Uniklinikums, Privatdozent Dr. Markus Wehler, über die Gefahren der ersten Hitzewelle des Jahres. Wehler leitet die Notaufnahme an Schwabens größtem Krankenhaus und wird am 1. Juli übergangsweise als Nachfolger von Professor Michael Beyer den Posten des Direktors übernehmen.
Wie Wehler betont, gehe von Hitze zwar nicht automatisch eine Gefahr aus, es gäbe jedoch einige wichtige Dinge zu beachtet: „Dazu gehören beispielsweise ausreichendes Trinken“. Hier würden sich-, Leitungswasser oder ungesüßter lauwarmer Tee anbieten. Zudem sei es essenziell direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden. „Ist letzteres nicht oder nur teilweise möglich, sollte man zusätzlich einen ausreichenden Sonnenschutz für die Haut (Lichtschutzfaktor 50) auftragen und immer wieder erneuern“, so der Mediziner. Zudem rät er zu Kopfbedeckung und Sonnenbrille. „Sport in direkter Sonne sollte ebenfalls vermieden werden. Wer sich an einem Badesee sonnt, sollte langsam ins Wasser gehen, um den Körper an die kühlen Wassertemperaturen zu gewöhnen“, gibt er einen weiteren Hitze-Tipp.
Wehler: Ein Hitzschlag ist lebensbedrohlich
Wer diese Vorsichtsmaßnahmen nicht berücksichtige, riskiere mindestens einen Sonnenbrand und einen Sonnenstich, warnt Privatdozent Dr. Wehler. „Ein Sonnenstich ist eine Reizung der Hirnhäute durch ungeschützten Aufenthalt in der Sonne. Erkennbar ist ein Sonnenstich daran, dass die betroffene Person unter Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit leidet“, so Wehler. Aus der Sonne gehen, etwas trinken und sich in einem kühlen, dunklen Zimmer hinlegen, reiche normalerweise aus, um die Beschwerden zu lindern. Der Kopf sollte beim Ausruhen etwas höher liegen.
Im Gegensatz zum Sonnenstich sei der Hitzschlag lebensbedrohlich. „In diesem Fall kann der Körper die Temperatur nicht mehr im normalen Maß regeln. Bei einem Hitzschlag steigt die Körpertemperatur auf mehr als 40 Grad an, der Betroffene leidet unter Bewusstseinsstörungen“, warnt der Chef der Notaufnahme. Wer also nicht mehr ansprechbar sei oder gar von Krampfanfälle geplagt werde, der sollte schnell in ein Krankenhaus gebracht werden. Zur Beruhigung: „Hitzschläge kommen nur sehr selten vor. Im Durchschnitt gibt es in der Notaufnahme des Universitätsklinikums Augsburg nur ein bis zwei Fälle pro Jahr“.
Was Dr. Wehler für Kinder und Haustiere empfiehlt
Doch wie schützt man besonders gefährdete Gruppen? „Für ältere und ganz junge Menschen gelten dieselben Vorsichtsmaßnahmen bei großer Hitze wie für alle Altersgruppen dazwischen. Der Unterschied besteht darin, dass sich manche ältere und ganz junge Menschen nicht selbst vor großer Wärmeeinwirkung schützen können. Für die entsprechenden Schutzmaßnahmen müssen dann die Angehörigen bzw. verantwortlichen Betreuer sorgen“, erklärt Wehler. Auf keinen Fall dürfe man Kinder oder auch Haustiere im Auto zurücklassen: „Schon in kurzer Zeit heizt sich der Fahrgastraum auf Temperaturen von über 70 Grad Celsius auf, was ist eine Gefahr für Leib und Leben bedeutet. Es droht ein Hitzschlag.“