Von Johannes Kaiser
Irgendwie musste der Augsburg-Start von Ricardo Pepi in die Hose gehen. 13 Millionen Euro plus lasteten auf den Schultern des Rekordtransfers, Manager Stefan Reuter verglich den US-Boy gleich mit Superstar Robert Lewandowski. Immerhin war Pepi mit 18 bereits Stammspieler in der US-amerikanischen Nationalmannschaft. Viel größer konnten die Vorschusslorbeeren gar nicht sein.
Spätestens als er selbst bekundete, sein Ziel sei es, mit dem FCA eines Tages in der Champions League spielen zu wollen, schaute ganz Fußballdeutschland besonders genau auf das Talent, bei dessen Verpflichtung mit Unterstützung von US-Investor David Blitzer die Augsburger sogar Wolfsburg und die Bayern ausgestochen hatten.
Der damalige Coach Markus Weinzierl versuchte zwar direkt, die Erwartungen etwas zu bremsen, doch der Zug war abgefahren. Pepi stand im Rampenlicht. Was danach folgte, war die große Ernüchterung: Auf gerade einmal vier Startelf-Einsätze brachte es der Rekordneuzugang in der Rückrunde, insgesamt stand er bislang lediglich elfmal für den FC Augsburg auf dem Feld. Bei keinem seiner Einsätze gelang ihm ein Tor oder auch nur ein Assist. Viel eher wirkte er deplatziert, vertändelte den Ball oder verlor das Laufduell mit seinem Gegenspieler. Was er aber gut machte, war sein Einsatz im Spiel gegen den Ball, insgesamt reichte das aber nicht aus, mehr Spielzeit zu rechtfertigen.
Nun ist Ricardo Pepi gerade einmal 19 Jahre, musste sich mit einem Wechsel auf einen anderen Kontinent arrangieren und sah sich überzogenen Erwartungen ausgesetzt, denen er von Anfang an nicht gerecht werden konnte. Außerdem hatte er mit Weinzierl einen Trainer, der nicht gerade für seine Talententwicklung bekannt ist. In der heißen Phase der Saison opferte Weinzierl die Einsatzzeiten von Pepi ohnehin für die Sicherung des Klassenerhalts.
Dabei lasen sich Pepis Statistiken in Amerika und für die US-Nationalelf bislang vielversprechend. In der Major League Soccer (MLS) schoss er für den FC Dallas in 31 Spielen 13 Tore und bereitete zwei weitere vor. Für die Nationalmannschaft traf er in sieben Spielen dreimal und legte weitere dreimal vor.
Dass seine ersten Monate in Augsburg sportlich noch nicht das Ende der Fahnenstange sein dürften, ist allen Beteiligten klar. Mit Enrico Maaßen hat der FCA nun einen Trainer an der Seitenlinie, der dafür bekannt ist, Talente zu fördern und zu ungeahnten Höhen zu verhelfen.
Kommt mit Enrico Maaßen die Jugendrevolution beim FCA?
Vertraglich ist Pepi auf alle Fälle langfristig gebunden. Es gibt also keinen immanenten Zeitdruck und damit noch genug Möglichkeiten, sich an Reece Oxford ein Beispiel zu nehmen. Auch der englische Verteidiger galt in Augsburg schon als gescheitertes Talent, ehe er in der vergangenen Saison alle seine Kritiker Lügen strafte und sogar zum Spieler der Saison avancierte.
Das kann Pepi auch schaffen. Unter Maaßen wird er die Chance bekommen. Er muss sie nur herzhaft nutzen.
Ein anderer Augsburger Sportler hat sich seinen Lebenstraum erfüllt