Wenn man dem FC Augsburg in dieser Saison beim Fußballspielen zuschaut, erhält man eher selten den Eindruck, hier würde Fußball zelebriert, sondern eher gearbeitet. Selbiges gilt im Übrigen für die Mehrheit der Bundesliga-Teams. Einer dieser vorbildlichen Fußball-Arbeiter ist der Kroate Kristijan Jakić, der am kommenden Wochenende auf sein Ex-Team Eintracht Frankfurt trifft. Dieses wollte sich unter Dino Toppmöller nach Jahren des nach oben Kämpfens von der starken Arbeit gegen den Ball auf ein schön anzuschauendes Spiel mit dem Ball spezialisieren. Einen Schritt, den viele in Zukunft auch dem FC Augsburg wünschen.
„Durch so ein Spiel bin ich drei bis vier Jahre älter geworden“, konstatierte Jess Thorup nach dem knappen 2:1-Sieg des FCA beim VfL Bochum. Seine Mannschaft hatte nach einer soliden ersten Hälfte, samt Führungstor durch Samuel Essende in den zweiten 45 Minuten, komplett den Faden verloren. Angriff um Angriff rollte von Bochumer Seite auf das Tor von Finn Dahmen zu. Doch der glänzend aufgelegte 27-Jährige hielt seine Vorderleute mit Parade um Parade im Spiel – einzig gegen den Kopfball von Philipp Hofmann war er machtlos. Als in der Schlussphase nach einer Roten Karte für Arne Maier schließlich alles auf einen Sieg für den VfL hindeutete, traf Mert Kömür die Fans an der Castroper Straße ins Mark. Glänzend vorbereitet von Phillip Tietz ließ der 19-Jährige Torhüter Timo Horn keine Chance und erzielte den Siegtreffer, ganz zur Freude der Augsburger Anhänger und Coach Thorup. Dieser betonte nämlich nicht nur das schnelle Voranschreiten seines Alterungsprozess, sondern ausdrücklich auch die Freude danach. „Es war fantastisch, nach dem Spiel mit den Fans die drei Punkte zu feiern.“
FC Augsburg: Cedric Zesiger gegen die SGE wieder dabei
Besonders war das Spiel gegen den VfL Bochum aus FCA-Sicht vor allem, weil es der Mannschaft anders als in der kompletten Rückrunde bis dato kaum gelungen ist, ihre hoch gelobte defensive Stabilität auf den Platz zu bringen. Stellte man statistisch kürzlich noch die beste Defensive im Jahr 2025 in Europas Top 5 Ligen, war davon in der zweiten Hälfte gegen den Tabellen 17. plötzlich nichts mehr zu sehen. Für das Team von Thorup geht es nun darum bis zum Ostersonntag die defensive Stabilität wiederzufinden. Dabei helfen wird sicherlich die Rückkehr von Cédric Zesiger, der der Mannschaft nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder zur Verfügung stehen wird, aber auch Kristijan Jakić wird gegen seinen ehemaligen Club Eintracht Frankfurt besonders motiviert sein.
Mit Jakic auf der Sechser-Position verbindet man die klassischen destruktiven Tugenden eines defensiven Mittelfeldspielers. In puncto abgefangene Bälle, klärende Aktionen, gewonnene Kopfballduelle und Blocks rangiert der 27-Jährige in den Top 25-10 Prozent innerhalb der Top-Ligen. In den relevanten Statistiken für das Spiel mit Ball hingegen rangiert der Kroate in den unteren Perzentilen, so ist er etwa mit knapp 39 versuchten Pässen pro 90 Minuten einer der Spieler, die am wenigsten Bälle verteilen in den Top-Ligen (untere 18 Prozent). Ähnlich sieht es im Übrigen bei Frank Onyeka aus, der zwar mehr Bälle nach vorne schleppt, aber noch weniger Pässe spielt als sein Nebenmann. Das zeigt anschaulich, welche spielerische Herangehensweise die Fuggerstädter eingeschlagen haben im Vergleich zu Frankfurt, die sich mit dem Abschied von Jakić auch von ihrer Spielweise verabschiedet haben, die mehr Fokus auf das Spiel gegen den Ball als das mit ihm gelegt hatte. Ein Schlüssel zum Erfolg? Alles eine Frage des Personals.
Die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller durchläuft in dieser Spielzeit eine etwas gegensätzliche Entwicklung zum FCA. Mit Toptorjäger Omar Marmoush spielte die Eintracht eine herausragende Hinrunde mit 33 Punkten (Platz 3), während die Augsburger vor allem auswärts enorm strauchelten. In der Rückrunde steht nun aber der FCA auf Rang 3, die SGE hingegen „nur“ auf Rang 7. Nach dem Abgang von Marmoush zu Manchester City fehlt den Frankfurtern im Spiel mit dem Ball der X-Faktor, der die starke erste Saisonhälfte möglich gemacht hatte.
In der Hinrunde trennten sich beide Vereine 2:2 Unentschieden, auf ein ähnlich enges und intensives Match dürfen sich die Fans am kommenden Sonntag – Anpfiff 15.30 Uhr – aller Voraussicht nach auch wieder freuen.
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