Nach seiner Zeit beim VfL Wolfsburg spielt Kevin Mbabu aktuell auf Leihbasis bei seiner zweiten Station in Deutschland. Auf der rechten defensiven Außenbahn kämpft der Schweizer mit Robert Gumny um einen Platz in der ersten Elf. Über seine Ziele, seinen Teamkollegen Joao Palhinha beim FC Fulham und vieles mehr sprach der 28-Jährige im Interview mit dem AUGSBURG JOURNAL.
Augsburg Journal: Sie kamen am Ende des Transferfensters zum FC Augsburg, wie haben Sie sich bislang eingefunden?
Kevin Mbabu: Es ist mehr los als in Wolfsburg (lacht). Es ist eine schöne Stadt mit guten Restaurants und tollen Leuten im Verein. Hier ist es wie eine große Familie, das spürt man auch in der Mannschaft, unser Teamspirit zeichnet uns aus.
AJ: Ist die Stimmung seit der Ankunft von Jess Thorup noch besser geworden?
Mbabu: Die Stimmung war auch davor schon gut, aber dadurch, dass wir in letzter Zeit viele gute Ergebnisse einfahren konnten, ist unser Selbstvertrauen noch einmal gewachsen.
AJ: Mit Ruben Vargas gibt es einen Schweizer Nationalmannschaftskollegen im Club, hat er Ihnen bei der Eingewöhnung geholfen?
Mbabu: Klar, er sitzt neben mir in der Kabine, wir hatten bereits in der Nationalmannschaft eine gute Beziehung. Ich kannte aber auch schon Elvis (Rexhbecaj Anm. d. Red.) und Felix (Uduokhai Anm. d. Red.) aus meiner Zeit in Wolfsburg. Daher gab es überhaupt keine Probleme, mich in die Mannschaft zu integrieren, alle haben mir es sehr leicht gemacht.
Kevin Mbabu: Lieblingsliga – ganz klar die Premier League
AJ: Sie kamen in Ihrer Karriere schon ganz schön rum, welche Liga fanden Sie am spannendsten?
Mbabu: Da muss ich sagen, ganz klar England. Die Premier League zieht einfach international großes Interesse auf sich. Wenn man sich die aktuelle Tabelle anschaut, ist Aston Villa vorne mit dabei. Früher hieß es immer, es gibt die Big Six und danach nicht mehr viel, mittlerweile muss man eher von einer Big Eight sprechen. Es haben so viele Mannschaften die Ambition, in die Champions League zu kommen. Auch Brighton mit Roberto de Zerbi ist mittlerweile ein Kandidat.
AJ: Sie sind aktuell von Fulham an den FCA ausgeliehen. Verfolgen Sie Ihre Teamkollegen in England?
Mbabu: Wenn ich kann, versuche ich bei fast allen Clubs aus meiner Karriere auf dem Laufenden zu bleiben. Natürlich bei Fulham, aber auch bei Young Boys Bern und Servette, meinem Heimatverein.
AJ: Mit Joao Palhinha wäre fast einer Ihrer Teamkollegen aus Fulham zum FC Bayern gewechselt, wie haben Sie ihn erlebt?
Mbabu: Persönlich ist er ein guter Typ, sehr ruhig. Auf dem Platz ist er aber ganz anders, super aggressiv und zweikampfstark. Er war für mich einer der besten Spieler der letzten Saison. Natürlich hat es mir etwas leidgetan für ihn, dass er nicht seinen Traumtransfer verwirklichen konnte, aber so ist es im Fußball eben manchmal. Hoffentlich bekommt er in den nächsten Monaten oder Jahren noch einmal so eine große Chance.
AJ: Auf der rechten Seite stehen Sie derzeit im Konkurrenzkampf mit Robert Gumny, wo sehen Sie sich da aktuell?
Mbabu: Als der neue Trainer kam, war ich ja verletzt und die Mannschaft hat ohne mich gewonnen. Daher war es am Anfang klar, dass ich erst einmal auf der Bank sitze. Ich habe Geduld bewahrt und wurde zunächst ein paar Mal eingewechselt. Gegen Frankfurt habe ich meine Chance von Anfang an bekommen und ein ganz ordentliches Spiel gemacht. Gerade das Zusammenspiel mit Freddy (Jensen Anm. d. Red.) und Jeff (Gouweleeuw Anm. d. Red.) funktioniert schon ganz gut.
AJ: Wie ist das Feedback vom Trainer?
Mbabu: Nach jedem Spieltag sagt Jess jedem individuell, wie er seine Leistung gesehen hat. Ihm ist wichtig, dass wir als Außenverteidiger unsere Eins-gegen-Eins-Duelle gewinnen, sowohl defensiv als auch offensiv.
AJ: Was ist der größte Unterschied zu der Zeit unter Enrico Maaßen?
Mbabu: Taktisch ist es ganz anders. Unter Maaßen haben wir sehr viel mannorientierter auf dem Platz verteidigt. Jetzt spielen wir mehr eine Raumverteidigung. Mit dem Ball möchte er, dass ich mich mehr mit ins Aufbauspiel integriere und in die Mitte orientiere, während ich davor eher auf den Außen bleiben sollte. Außerdem rotieren wir jetzt mehr, mit Freddy tausche ich oft die Positionen, um die Gegner ein wenig aus dem Konzept zu bringen. Auch was das Training angeht, gibt es einige Unterschiede. Wir trainieren jetzt deutlich länger als vorher und machen deutlich mehr intensive Läufe während des Spiels.
AJ: Welche Ziele haben Sie noch in Ihrer Karriere?
Mbabu: Ich möchte unbedingt in die Nationalmannschaft zurück. Deshalb bin ich auch hergekommen, da ich hier die Chancen größer sehe, das zu erreichen und dann auch bei der EM dabei zu sein. Außerdem möchte ich so lange wie möglich in einer der Top-5-Ligen spielen, möglichst verletzungsfrei bleiben und falls möglich noch mal in der Champions League antreten.
AJ: Was für ein Typ sind Sie außerhalb des Platzes?
Mbabu: Anders als auf dem Platz eigentlich ein sehr ruhiger. Ich bin am liebsten zu Hause bei meiner Freundin und meinen Hunden. Aber ich liebe es auch essen zu gehen, neue Restaurants auszuprobieren und habe hier in Augsburg schon einige gute Anlaufstellen gefunden.
AJ: Was für Hobbies haben Sie?
Mbabu: Ich mag Tennis sehr gerne, spiele es selbst, schaue es auch viel. Als Schweizer ist mein Lieblingsspieler natürlich Roger Federer. Ansonsten gehe ich auch gerne ins Kino.
AJ: Welche Bedeutung hat Ihre Frisur für Sie, Sie haben mal gesagt, Sie wollen sie während Ihrer Karriere nicht ändern?
Mbabu: Vielleicht behalte ich sie auch mein ganzes Leben. Ich trage die Dreadlocks, seit ich drei Jahre alt bin. Sie sind ein Teil meiner Identität geworden. Wenn ich morgen mit kurzen Haaren kommen würde, sehe ich aus wie ein anderer Mensch. Man würde mich vielleicht gar nicht ins Stadion lassen (lacht.).
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