In Augsburg plagt sich Intendant André Bücker mit dem schleppenden Umbau des Theaterstandortes herum. In der bundesweiten Kulturszene erregt er mit seinen Theaterprojekten und Inszenierungen Aufsehen.
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste (DADK) hat Bücker jetzt als Mitglied aufgenommen. Die Akademie ist das wichtigste deutsche Bühnen-Netzwerk. Dabei werden alle Sparten der darstellenden Künste wie Theater, Oper, Tanz, Film, Fernsehen und Rundfunk einbezogen.
Auch Mario Adorf und Maria Furtwängler sind Akademie-Mitglieder
Es gibt 470 Mitglieder, darunter Mario Adorf, Doris Dörrie, Maria Furtwängler, Volker Schlöndorff, Armin Müller Stahl – und eben André Bücker.
Vorgeschlagen wurde der Augsburger Theater-Chef von Prof. Hans-Jürgen Drescher (Leiter Theaterakademie August Everding München und Präsident der DADK), gewählt wurde er von allen Mitgliedern.
André Bücker erregt mit Digital-Theater bundesweites Aufsehen
Hintergrund der Wahl Bückers sind seine Erfolge in der Sparte Digital-Theater, die bundesweites Aufsehen erregen. Bücker hatte 2020 Tina Lorenz nach Augsburg geholt und sie zur Leiterin der neuen Digitalsparte gemacht. Damit startet das Staatstheater mit fünf Sparten (Schauspiel, Musik, Orchester, Ballett und Digital) in die Zukunft.
„Wir freuen uns sehr, dass André Bücker die Wahl angenommen hat. Als Intendant des Staatstheater Augsburg mit seiner sehr frühen und forcierten Einrichtung der Sparte Digitaltheater wird Herr Bücker mit seiner Expertise eine Bereicherung sein“, erklärte Katharina Siegmann, Sprecherin der DADK auf Anfrage.
„Ich fühle mich sehr geehrt und freue mich auf die Gespräche und die Arbeit in der Akademie“, freute sich André Bücker im Gespräch mit dem Augsburg Journal. Zuletzt hatte die Akademie wieder den „Gertrud-Eysoldt-Ring“ für herausragende schauspielerische Leistungen an Sandra Hüller vergeben. Im November steht die viel beachtete Verleihung des Theaterpreises FAUST an.
Passend zur Ehrung findet am Samstag, 11. Juni mit „Ugly Lies the Bone” von der preisgekrönten amerikanischen Autorin Lindsey Ferrentino die nächste Digital-Theaterpremiere mit Virtual Reality-Elementen in der Brechtbühne statt.
Schleppender Augsburger Theater-Umbau ist ein Ärgernis
Zuletzt war Bücker wegen des schleppenden Theater-Umbaus in Augsburg der Kragen geplatzt. Denn auch fünf Jahre nach seinem Antritt als Theaterchef ist das Ende der Sanierung nicht absehbar. Im Theaterviertel ist kein größerer Baufortschritt sichtbar.
Das harsche Urteil des Intendanten, das er auf Facebook platziert hatte: „Seit 2016 ist das traditionsreiche Haus am Kennedyplatz schon geschlossen. Das Theater ist über zahlreiche provisorische Spielorte im Stadtgebiet verteilt, während Leerstand und Baugrubentristesse dem einst so attraktiven und lebendigen Theaterviertel schwer zu schaffen machen. Also eher Abbruch als Aufbruch. Wie lange noch?“
Daraufhin kam es zu einer Informationsveranstaltung der Stadt. Baureferent Gerd Merkle und Architekt Walter Achatz berichteten, dass sich die Fertigstellung des großen Hauses voraussichtlich um ein weiteres Jahr bis Ende 2027 verzögert. Der Kostenrahmen steigt auf etwa 340 Millionen Euro. Ursprünglich lag er bei 186 Millionen Euro.
Darauf reagierte Bücker mit den Worten: „Ich fordere, dass jetzt zügig losgebaut wird. Die Planungen sind hervorragend. Wenn wir das so hinkriegen in Augsburg, dann haben wir wirklich eine ausgezeichnete Spielstätte mit auch bundesweiter Ausstrahlungskraft. Da glaube ich fest daran. Aber man muss jetzt mal zu Potte kommen. Man muss jetzt wirklich bauen. Man muss zügig die ganze Sache vorantreiben.“
Dass der Theatermacher für Oberbürgermeisterin Eva Weber kein pflegeleichter Intendant sein wird, war schon vor seinem Antritt klar. An seiner vorherigen Wirkungsstätte, dem Anhaltischen Theater in Dessau (Sachsen-Anhalt) wehrte sich der Intendant mit einem Theater-Protestcamp vor dem Kultusministerium in der Landeshauptstadt Dessau. Der Grund: Das Ministerium wollte ihm 205.000 Euro aus dem Budget streichen. Im Rahmen der damaligen Sparpläne stand auch die Schließung von zwei der vier Sparten im Raum.
Der Mitteldeutschen Zeitung erklärte Bücker im Jahr 2014 im Zusammenhang mit den Protesten: „Liebsein ist nicht die Aufgabe als Theater. Es gibt die Ansicht, dass wir unpolitische Amüsierbuden zu sein haben. Das sind wir nicht, wir mischen uns auch ein.“