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Montag, 25. November 2024

Bis zuletzt an Bord: Pilot Ludger Hölker bewahrt Straßberg vor Katastrophe

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60 Jahre ist es her, da stand die 1000-Seelengemeinde Straßberg bei Bobingen am Rande einer Katastrophe. Der selbstlosen Tat des Bundeswehroffiziers Ludger Hölker ist es zu verdanken, dass ein defektes Militärflugzeug nicht zwischen die Häuser krachte, sondern etwas vom Ort entfernt in ein Waldstück, wo es explodierte und ausbrannte. Hölker starb wenige Stunden nach dem Unfall.

Gerhard Höllerich-Ring lautet eine Adresse in der Gemeinde Straßberg, richtig, Gerhard Höllerich, der bürgerliche Name des verstorbenen, in Straßberg geborenen Schlagersängers Roy Black. Zu den Personen, die in Straßberg mit einer Namenspatenschaft geehrt werden, zählt auch Ludger Hölker, nach dem eine Straße und die örtliche Grundschule benannt sind. Er war Luftwaffenpilot, genau am 15. September 1964 hat er Straßberg vor einer Katastrophe bewahrt. 60 Jahre ist es her, dass ein Militärflugzeug aufgrund eines technischen Defekts auf die Häuser der Gemeinde zu stürzen drohte. Hölker und seinem Co-Pilot gelang es aber, das Schulflugzeug erst außerhalb bewohnten Gebiets in ein Waldstück stürzen zu lassen. Während Co-Pilot Walter Sütterlin überlebte, verletzte sich Hölker so schwer, dass er wenige Stunden später im Schwabmünchner Krankenhaus starb.

Bobinger Ortsteil gedenkt Ludger Hölker, der vor 60 Jahren abstürzte

Schon kurz nach dieser Tat begann ein Ehrungsreigen für den „Helden von Straßberg“, der bis heute nicht endet.
An jenem Dienstagmorgen 1964 gegen 9.40 Uhr startete auf dem Flugplatz Lechfeld ein Schulungsflugzeug zu einem Übungsflug. So heißt es in einer Gedenkschrift, die der ehemalige Militärpilot und Chronist Harald Meyer bereits im Jahr 2010 vorgelegt hatte. Darin beschreibt er exakt die Umstände des (todbringenden) Fluges. „Im vorderen Cockpit saß Oberleutnant Ludger Hölker als verantwortlicher Luftfahrzeugführer, während auf dem hinteren Sitz Major Walter Sütterlin Platz genommen hatte.

Der 42-jährige Jetpilot Sütterlin übte Instrumentenflug ohne Sicht nach außen und hatte deshalb die „Gardinen“ zugezogen. Der Flug verlief über eine Stunde ohne technische Probleme, als plötzlich während des Anfluges auf den Heimatflugplatz Lechfeld gegen 11 Uhr ein Schubverlust des Triebwerks auftrat.“ Oberleutnant Hölker habe daraufhin die Steuerführung übernommen und habe versucht, eine höhere Triebwerksleistung zu erreichen. Seine Bemühungen blieben erfolglos und das Flugzeug befand sich nun im stetigen Sinkflug.
Major Sütterlin wird mit den Worten zitiert: „Wir müssen aussteigen“, woraufhin Hölker entgegnet habe: „Noch nicht. Erst müssen wir über die Häuser weg!“ Sie überflogen das Betriebsgelände der Farbwerke Hoechst in der Nähe von Bobingen und erreichten aus südlicher Richtung kommend die Ortschaft Straßberg.

Die Lockheed T 33, ein Luftwaffen-Flugzeug über den Alpen, darunter zwei Maschinen beim Start auf dem Flughafen in Fürstenfeldbruck, war eines der ersten serienmäßigen Düsenflugzeuge aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und wurde auch bei der deutschen Luftwaffe eingesetzt, unter anderem – wie bei dem tödlichen Flug über Straßberg hinweg – als Schulungsflugzeug.
Fotos: Wikipedia/ Peter Christian Riemann

Erst als der Ortsrand in Sicht war, betätigten beide Piloten ihre Schleudersitze – wodurch das Flugzeug keine Leitung mehr hatte. Etwa elf Kilometer nordwestlich des Heimatflugplatzes stürzte ihr Flugzeug in einen Fichtenwald und wurde durch einen Aufschlagbrand völlig zerstört.

Namensgeber für Straße und Schule

Als Erster hing Major Sütterlin am Fallschirm, er wurde beim Aufprall auf den Boden verletzt. Ludger Hölker hing nur kurze Zeit am lediglich halb geöffneten Schirm, schlug mit voller Wucht gegen einen Baum und wurde durch Äste am Unterleib schwer verletzt.
Ein Hubschrauber brachte beide Flugzeugführer zum Krankenhaus nach Schwabmünchen, wo Ludger Hölker, gerade seit zwei Monaten verheiratet, rund drei Stunden nach dem Absturz im Alter von 30 Jahren an seinen Verletzungen starb. Ein Inspizient Flugsicherheit in der Bundeswehr übernahm die Untersuchung des Unfallgeschehens und veröffentlichte rund sieben Monate später, im April 1965, den fünfseitigen Untersuchungsbericht. Er stellte fest, dass Oberleutnant Hölker nach dem Schubverlust bewusst lange im Flugzeug blieb, um den Absturz auf besiedeltes Gelände zu vermeiden – Grundstein für die Opfertod-Geschichte rund um die Person „Lutz“ Hölkers, wie er hierzulande gerufen worden war. Schon wenig Tage nach dem Unfall wurde in Straßberg eine erste Straße nach Hölker benannt. Namensgebungen in seiner Münsteraner Heimat oder in Bundeswehreinrichtungen folgten. Im Jahr 2010 wurde die Schule in Straßberg nach dem verstorbenen Offizier benannt. Am vergangenen Wochenende gedachte Bobingen der 60. Wiederkehr des Flugzeugabsturzes. si

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