Welche Kleidung haben die Bewohner des antiken Augsburgs getragen? Nur Toga und Tunika? Gab es gar einen speziellen Dresscode? Und hatten die Römer wirklich nur Sandalen an? Diesen und weiteren spannenden Fragen spürt ein studentisches Ausstellungsprojekt unter dem Titel „Dresscode Augusta Vindelicum? Textilien im römischen Augsburg“ noch bis 10. November 2024 im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) nach.
Zwei Semester lang haben sich Studentinnen und Studenten gemeinsam mit Dozentinnen des Lehrstuhls der Klassischen Archäologie der Universität Augsburg, der Augsburger Stadtarchäologie und dem tim mit dem Thema Textilien im früheren Raetien befasst.
Faszinierende Einblicke in eine frühe Welt von Textilherstellung, Modetrends und Kleidercodes
Herausgekommen sind überraschende und faszinierende Einblicke in eine frühe Welt von Textilherstellung, Modetrends und Kleidercodes. Prof. Dr. Natascha Sojc, Lehrstuhlinhaberin Klassische Archäologie an der Uni Augsburg: „Die Studierenden mussten zunächst den eigenen Blick auf das antike Textilmaterial kritisch hinterfragen. Bei ihren Recherchen kamen sie zu dem Ergebnis, dass Kleidung bereits in der römischen Zeit zur Kommunikation diente und auch einen gesamtgesellschaftlichen Wert besaß. In der Ausstellung erklären die Studierenden sehr anschaulich, wie vor gut 2000 Jahren Kleidung vielschichtige Dimensionen abseits von bloßer Funktionalität besaß.“
Stoffe haben sich aus dem römischen Augsburg leider nicht erhalten – die Ausstellung zeigt dafür insgesamt 73 Fundstücke aus dem römischen Augsburg, von denen einige nun das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. Darunter befinden sich Werkzeuge zur Textilherstellung wie Webschwerter und Nähnadeln, repräsentative Grabmäler, auf denen die Kleidung der römischen Oberschicht zu sehen ist, und mehrere Gewandfibeln, die eine regionale Besonderheit in der römischen Mode darstellten, sowie vieles mehr.
Römer im tim – Museumsdirektor Murr: „Textilien sind wunderbar geeignete Brückenbauer vom Gestern ins Heute“
„Aufgrund der Raumnot in der Interimsausstellung ‚Römerlager‘ werden viele Funde wie beispielsweise die Warenetiketten oder Teile eines Webstuhls zum ersten Mal gezeigt“, erklärt Dr. Sebastian Gairhos, Leiter der Augsburger Stadtarchäologie. „Wir begrüßen daher die Kooperation mit dem tim und der Universität Augsburg.“ Die Exponate zeigen laut Gairhos den Reichtum und die große Vielfalt archäologischer Funde aus Augsburg. „Sie machen unter anderem deutlich, welche Bedeutung Textilhandel und -produktion bereits in römischer Zeit in unserem Raum hatten“, so Gairhos.
tim-Museumsdirektor Dr. Karl Borromäus Murr: „Textilien sind wunderbar geeignete Brückenbauer vom Gestern ins Heute. Schließlich haben Kleidung und Mode die Menschen zu allen Zeiten fasziniert. Die ausgestellten, einzigartigen Funde machen so einen spektakulären Kosmos von textiler Herstellung, handwerklichen Fähigkeiten und ästhetischen Empfindungen längst vergangener Tage in der Gegenwart erlebbar.“ Die Ausstellung thematisiert Textilien, Kleidung und Accessoires im römischen Augsburg. In sechs verschiedenen Bereichen können Besucherinnen und Besucher erkunden, wie die historische Textilproduktion ablief, welche Rolle der Handel mit Textilien spielte und wie die typischen Gewänder der Römerinnen und Römer in Augsburg aussahen.
Kempten, Augsburg & mehr: Reiseführer zu rund 100 Römerstätten von Martin Kluger
Die Anfänge des Kulturlandes Bayern liegen in Schwaben. Als 179 n. Chr. Regensburg gegründet wurde, blühten Augsburg und Kempten schon fast 200 Jahre. Straßenbau und Steinarchitektur, Bildhauerei, Bäder und Schrifttum brachten die Römer zuerst ins Land am Lech, an der Donau und der Iller. Als der Limes um 100 n. Chr. von der Donau nordwärts verlagert wurde, siedelten sich römische Bauern im Ries und auf der Alb an. Erst Cambodunum, bald Augusta Vindelicum – Kempten und Augsburg – waren die Hauptstädte der Provinz Raetien. In Augsburg fanden sich die frühesten Spuren des Christentums im heutigen Bayern. Um Kempten sowie entlang der Via Claudia Augusta vor und nach Augsburg reihen sich meist öffentlich zugängliche Römerstätten dicht an dicht.
Das Taschenbuch „Die Römer zwischen Alpenrand und Limesland“ ist eine Spurensuche an rund hundert Stationen – zwischen Oberallgäu und Weißenburg, an der Donau, am Lech und an der Iller. Es geht um UNESCO-Welterbe und Landvillen, um Römerstraßen, Kastelle und Tempel, um den Alltag der Römer und um tödliche Dramen. Hat „das Zeug zum Bestseller“, urteilte die Augsburger Allgemeine.