Wer vergangene Woche Lokalradio gehört hat oder nördlich von Augsburg in die Lokalzeitung schaute, der war irritiert: Der Landkreis Augsburg kommt als Atommüll-Endlager infrage? 1900 tonnenschwere Castoren mit hoch radioaktiver Strahlung sollen nördlich von Gersthofen verbuddelt werden?

Keine Panik! Ein Atommüll-Endlager nördlich von Augsburg ist aus mehreren Gründen extrem unwahrscheinlich.

Warum der Landkreis Augsburg in Betracht gezogen wird: In großen Teilen Süddeutschlands gibt es kristallines Wirtsgestein, das sich nach Angaben der Bundesgesellschaft Endlagerung (BGE) grundsätzlich für die Atommüll-Lagerung eignet. Die Fläche ist aber 37.000 Quadratkilometer groß. Sie erstreckt sich vom Südwesten Baden-Württembergs bis nach Bayern. Zu dieser Riesenfläche gehören auch Teile des Landkreises Augsburg und des Landkreises Aichach-Friedberg.

Welche Kommunen betroffen wären: Das kristalline Wirtsgestein gibt es in im Landkreis Augsburg in Gersthofen, Altenmünster, Langweid am Lech, Emersacker, Biberbach, Meitingen, Thierhaupten und Nordendorf. Im Landkreis Aichach-Friedberg erstreckt sich das Gestein unter anderem unter den Gemeinden Affing, Aindling, Hollenbach, Inchenhofen und Pöttmes.

Bundesweit gibt es sehr viele potenzielle Standorte: Etwa 90 deutsche Gebiete mit einer Gesamtfläche von 54 Prozent der Bundesrepublik Deutschland sind grundsätzlich für die Atommüll-Lagerung geeignet. Das heißt laut BGE, es gibt eine günstige geologische Gesamtsituation für die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle.

Welche Faktoren neben der Geologie noch entscheiden: Raumplanerische Aspekte wie die Nähe zu Wohnbebauung oder zu Naturschutzgebieten werden eine wichtige Rolle bei der Entscheidung spielen. Unter diesem Aspekt ist es kaum denkbar, dass der Atommüll in der Nähe der zahlreichen Kommunen sowie der Großstadt Augsburg gelagert wird. In den nächsten Jahren wird die Zahl der geeigneten Gebiete immer weiter reduziert werden.

Wann die Entscheidung fallen soll: Bislang wollte die BGE die Entscheidung bis zum Jahr 2031 fällen. Vor wenigen Wochen hat das Bundesumweltministerium bekannt gegeben, dass die Entscheidung länger dauern wird. In Betrieb gehen sollte das Endlager ursprünglich 2046. Aber man kann von einer weiteren Verzögerung ausgehen.

Lesen Sie auch: „Go-Ahead“: Offener Konflikt im Augsburger Bahn-Debakel

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!