Am Anfang waren sie der Ausdruck moderner Mobilität, jetzt nerven sie nur noch. Wie man sie auch immer nennt: E-Scooter, Leihscooter, Elektroroller sind ein wucherndes Übel in Augsburg und Städten in ganz Europa. Zuletzt haben die Einwohner von Paris ein klares Zeichen gesetzt. Bei einer Bürgerbefragung in der französischen Hauptstadt sprachen sich 89 Prozent für ein Verbot von Leih-Scootern aus.

Auch in Deutschland wird intensiv diskutiert. Leider ist ein Verbot bei uns nicht so einfach. Denn E-Scooter wurden im Juni 2019 als Elektro-Kleinstfahrzeuge bundesweit im Straßenverkehr zugelassen. Das macht es Städten schwer, eigene Verbotslösungen zu finden.

Doch seit mehr als vier Jahren stehen und liegen die Roller in der Augsburger Innenstadt rum. Sie versperren Bürgersteige, verschandeln die Schönheit unserer Renaissancestadt. Das neue Konzept mit geordneten Parkflächen (ab Mai) werden vielleicht etwas Besserung bringen. Doch die Anbieter Voi, Bolt und Tier können nicht für jede Kommune individuelle Lösungen entwickeln. Zudem kostet das Konzept auch noch zusätzliche 23 Stellplätze für Autos in Augsburg am Straßenrand.

OB Eva Weber
Augsburg Oberbürgermeisterin Eva Weber

Augsburg sollte wie Paris eine Bürgerbefragung durchführen, ob die Leihscooter-Firmen weiterhin in unserer Stadt ihr Geschäft auf dem Rücken der genervten Bürger betreiben dürfen. Doch Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber setzt zunächst auf ihr Konzept geordneter Parkflächen. Als Begründung sagte sie: „Ziel ist es hier, die Anbieter in die Verantwortung zu nehmen, sodass E-Scooter künftig als das in Erscheinung treten können, als was sie gedacht sind: Nicht als urbanes Problem, sondern als Lösung im Hinblick auf die Mobilitätswende.“

Münchens OB Reiter
Münchens OB Reiter

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hat dagegen bereits angedeutet, dass er Sympathie für ein Verbot hat. Die Entscheidung in Paris sei ein „echter Weckruf“. Er sei „Paris dankbar für diese Kritik“ und hoffe sehr, „dass alle Nutzer und Nutzerinnen von E-Scootern endlich erkennen, wie wichtig ein rücksichtsvoller Umgang ist“. Heißt: Verhaltet euch anständig, sonst ist Schluss!

Fünf starke Gründe für ein Leihscooter-Verbot in Augsburg

Leihscooter verschandeln das Stadtbild

Sie liegen und stehen auf Augsburger Gehwegen rum. Die E-Scooter versperren Senioren und Behinderten den Weg. Die Flitzer verschandeln den Blick auf die Baudenkmäler der Stadt. Es mag sein, dass das Augsburger Parkflächen-Konzept eine Linderung bringt. Doch eine Dauerlösung kann es nicht sein. Undisziplinierte Scooter-Fahrer werden immer einen Weg finden, es zu umgehen.

Das Fahren mit Leihscootern ist gefährlich

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Unfälle mit Leih-Scootern dramatisch angestiegen. Bis Ende Oktober 2022 registrierte die Polizei 1097 Unfälle mit den E-Rollern. Im Vorjahreszeitraum waren es gerade einmal 762. Die Zahl der Verletzten stieg von 663 auf 1040. Zwei Menschen wurden getötet. Das ist nicht überraschend: Viele Fahrer halten sich nicht an Verkehrsregeln, die für die Scooter gelten – sie fahren zu zweit oder zu dritt auf einem Roller, auch entgegen der Fahrtrichtung und auf Bürgersteigen. Und dann ist da das Alkohol- und Drogenproblem: Bei 161 der Unfallbeteiligten Fahrer wurde Alkoholeinfluss festgestellt. Selbst Drogeneinfluss gab es mehrfach. Dies ist ein deutlicher Anstieg betrunkener und bekiffter Scooter-Fahrer.

Leihscooter sind Umweltsünder

Egentlich sollten die Roller ja als grüne Retter die Verkehrswende voranbringen. Die Idee: Elektrische Mikromobilität statt Autos mit Verbrennermotor. So ein Quatsch. Schon bei der Herstellung stoßen die Scooter massig Co2 aus. Alle drei Monate müssen sie inklusive ihrer Sondermüll-Akkus ausgetauscht werden, weil die undisziplinierten Benutzer sie schrotten. Amerikanische Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Leih-Scooter mehr CO2-Emissionen erzeugen als ein gut besetzter Dieselbus. Die Scooter ersetzen nämlich nicht das Auto. Sie werden als Alternative für Co2-freie Fußwege, Fahrradnutzung oder ÖPNV-Fahrten genutzt.

Leihscooter sind eine Kostenfalle

Wer glaubt, mit einem der Roller Geld zu sparen, liegt falsch. Voi und Tier verlangen einen Euro Freischaltgebühr und mindestens 15 Cent pro Fahrminute. Das läppert sich pro Fahrt. In Berlin hat eine Datenanalyse des Preisvergleichsportals Mydealz nachgewiesen, dass die Leih-Scooter teilweise sogar teurer sind als Carsharing-Angebote. Fahrradfahren ist ohnehin billiger. Und jeder Euro, den die Scooter-Fahrer bei Bolt, Tier oder Voi lassen, der findet nicht den Weg zu Augsburger Händlern oder Gastronomen.

Vandalismus mit Leihscootern und autofeindlicher Missbrauch

Wie viele Leih-Scooter sind von Vandalen schon in die Kanäle des historischen Lechviertels geworfen worden? Zu viele. Eine Stadt, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, darf nicht zulassen, dass schrottige Elektroroller im Vorderen Lech landen. Was sagen eigentlich die Klimacamper, die gegen Klimawandel kämpfen, zu den Roller-Sündern? Die Aktivisten haben gelegentlich selbst die Leih-Scooter missbraucht, um mit autofeindlicher Gesinnung Parkplätze zu versperren. Dabei gehören auch Elektroroller nun wirklich nicht zu den Werkzeugen, die den Klimawandel stoppen können.

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