Von Marion Buk-Kluger und Anja Marks-Schilffarth
Am Sonntag (17. Juli) startet die Wiederaufnahme des Fugger-Musicals „Herz aus Gold“ auf der Augsburger Freilichtbühne. Nach der fulminanten Premierensaison 2018 mit mehr als 34.000 Zuschauern kehrt das Stück zurück, das eine ganze Stadt zurück in ihre Geschichte eintauchen lässt.
In einem Mix aus historischer Wahrheit, freier Dichtung und Liebesgeschichte erzählen Stephan Kanyar und Andreas Hillger das Leben des Augsburger Visionärs Jakob Fugger. „Herz aus Gold“ wurde 2018 ausgezeichnet mit dem Deutschen Musical-Theater-Preis in drei Kategorien: Beste Komposition, bestes Musikalisches Arrangement, bestes Kostüm- und Maskenbild.
Jakob Fugger wird wie 2018 gespielt von Chris Murray. Seine große Liebe Sibylla senior wird gesungen und gespielt von Katja Berg. Wir haben ein Interview mit der Sängerin und Schauspielerin, die zuletzt im Wiener Schloss Schönbrunn die Herzogin Ludovica im Musical „Elisabeth“ gab.
„Herz aus Gold“: Sibylla-Sängerin Katja Berg trägt am liebsten Turnschuhe
Sie trägt am liebsten Jeans und Turnschuhe, liebt Pistazien-Eis und hält 20 Paar Schuhe für Geldverschwendung: Eine Bühnen-Diva ist Katja Berg (44) wahrlich nicht. Wohl aber ein echter deutscher Musical-Star: Von der Sheila im Musical „Hair“ über Hauptrollen in „Les Misérables“, „Tanz der Vampire“ oder „Mamma Mia!“ im Operettenhaus Hamburg – für ihre Magenta in der „Rocky Horror Show“ im österreichischen Amstetten bekam sie 2020 sogar den Broadway Musical Austria Award als „Best supporting Actress in a musical“.
Augsburg ist Ihnen nicht unbekannt, das Publikum durfte sie schon mehrfach auf der Freilichtbühne erleben. Was reizt Sie jetzt an der Rolle der „Sibylla senior“?
Katja Berg: Für mich ist es eine große Freude, wieder in Augsburg spielen zu dürfen. Und dass ich nun die Rolle der Sibylla senior spielen darf, freut mich sehr. Den Reiz der Rolle macht für mich besonders die innere Zerrissenheit dieser Figur aus. Die unerfüllte und verbotene Liebe zu Jakob Fugger, den gesellschaftlichen Zwang und die Angst vor Ächtung, die sie ein Leben lang begleitet hat, sowie die gescheiterte Beziehung zu ihrer Tochter, die sie für ihre eigenen Pläne benutzt – eine traurige Frau. Ich freue mich sehr auf diese Rolle.
Was ist der Vorteil dieses Stückes, das ja neu ist, erst eine Saison gespielt wurde? Auch im Hinblick auf Ihre Rolle.
Berg: Das Stück hat seine Uraufführung bereits erlebt und daher bleibt nicht viel Spielraum für eigene neue Ideen oder Ergänzungen. Und dennoch ist diese Figur sehr vielschichtig und für mich irgendwie geheimnisvoll. Daher kann ich ihr meine eigene Farbe und meine individuelle Authentizität geben. Dazu kommen wundervolle musikalische Nummern und ich bin dem Komponisten Stephan Kanyar sehr dankbar, dass er mich bereits in musikalischen Vorproben in meiner eigenen Interpretation bestärkt hat und mir viel Freiheit gibt.
Ihre Rolle hat eine starke Beziehung zum männlichen Protagonisten, Chris Murray als Jakob Fugger. Hatten Sie schon einmal das Vergnügen, mit ihm auf der Bühne zu stehen?
Berg: Ja, vor einigen Jahren im Musical „Evita“. Chris war Che und ich durfte Eva Peron geben. Im Sommer 2020 waren wir ebenfalls beide in der großen Musicalgala „The Show musst go on“ auf der Freilichtbühne dabei. Das war sehr bewegend, da wir uns inmitten der Pandemie befanden und das Publikum, das ja zahlenmäßig nur eingeschränkt zugelassen war, Stimmung machte, als würden dort 3000 Leute sitzen. Es war aufwühlend und eine ganz tolle Erfahrung. Die Augsburger lieben Musical, das war ganz klar zu spüren.
Was sind Ihre Erfahrungen und Eindrücke vom Agieren auf der Freilichtbühne. Und haben Sie – außer vielleicht selbiger – einen Lieblingsort in Augsburg?
Berg: Die Freilichtbühne hat ein ganz besonderes Flair inmitten der Stadt mit seinen Stadtmauern und seiner Opulenz. Ansonsten lieb ich die kleinen süßen Cafés in der Altstadt, den Marktplatz mit seinen Karussells im Sommer, wenn ich mit meinen Kindern in Augsburg bin. Die Augsburger Puppenkiste ist wundervoll und die Besichtigung der Sozialsiedlung Fuggerei aus dem 16. Jahrhundert war sehr interessant. Wo man mich aber auf jeden Fall öfter findet, ist am Holbeinplatz im kleinen „Cafe Ertl“. Dort gibt’s den besten Kaffee, leckeren Kuchen und feines Eis. Die Menschen sitzen draußen, es gibt einen kleinen Brunnen und manchmal wird Musik gespielt. Dort fühle ich mich pudelwohl.
Warum Augsburgs Kreative ein „Theaterviertel Jetzt!“ fordern