Mit Champagner im Pool, Luxusreisen nach Dubai und sündhaft teuren Menüs scheint Daniel B. (36) das Leben in vollen Zügen zu genießen. Doch der mittlerweile suspendierte Oberregierungsrat aus der Bayerischen Staatskanzlei steht im Mittelpunkt eines handfesten Skandals: Die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittelt wegen mutmaßlichen Betrugs in Millionenhöhe.
Daniel B., der in seiner Position ein Grundgehalt von 5381,15 Euro netto plus Zulagen bezog, inszenierte sich auf Social Media gern als jet-settender Lebemann. Bilder zeigen ihn in Mykonos, Dubai, Ibiza oder bei Star-Koch Salt Bae, der für seine goldenen Steaks berühmt ist. Auch Champagner floss reichlich, bevorzugt aus Flaschen des Edelschaumweins Dom Pérignon. Doch die Frage drängt sich auf: Wie konnte sich der Beamte, der erst kürzlich in der Staatskanzlei ausschied, dieses Leben leisten? Die Antwort führt zu einer Firma, die Daniel B. gemeinsam mit seiner Frau in Estland gegründet hat: „E. Capital“. Laut „Bild“-Informationen versprach der 36-Jährige mit einem angeblich von ihm entwickelten Algorithmus „sichere“ Gewinne auf dem Aktienmarkt – bis zu 30 Prozent Rendite und steuerfreie Barauszahlungen.
Wohlhabende Kunden aus der Augsburger und Münchner Gesellschaft ließ er glauben, er sei ein Berater von Markus Söder und verfüge über 3,6 Millionen Euro, die er mit einem offenbar gefälschten Kontoauszug belegte.
Michael Weiss, Rechtsanwalt und Vertreter mehrerer mutmaßlicher Opfer, beschreibt den Beamten als äußerst überzeugend: „Er gab sich als Lebenszeitbeamter aus und nutzte seine Position, um Vertrauen zu gewinnen.“ Doch die vermeintlichen Traumrenditen entpuppten sich schnell als Trugbild. Während Anleger vergeblich auf ihre Rückzahlungen warteten, urlaubte B. in Luxusresorts. Der erfahrene Strafverteidiger der Augsburger Kanzlei Weiss Wunderle zeigt sich auch im Gespräch mit dem AJ Reporter schockiert: „Jeder Hühnerdieb wird härter behandelt als Herr B. und wird sofort weggesperrt. Meiner Meinung nach ist so jemand in dieser Position untragbar und hätte zumindest bis zur Klärung der Vorwürfe schon längst freigestellt werden müssen. Ich erwarte, dass die Staatsanwaltschaft jetzt endlich aktiv wird. Der erste Strafantrag wurde ja bereits 2023 gestellt. Und wie man sieht, besteht die Gefahr, dass weitere Anleger geschädigt werden. Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass B. sich ins Ausland absetzt.“
Daniel B. seit November nicht mehr bei Bayerische Staatskanzlei tätig
Die Ermittlungen laufen jetzt auf Hochtouren. Bereits im Oktober wurde ein Disziplinarverfahren gegen den Beamten eingeleitet, sein Gehalt soll zwischenzeitlich eingefroren worden sein.
Ein spektakulärer Vorfall ereignete sich zudem kürzlich auf einem Parkplatz in Augsburg: Dort wollte B. offenbar 30.000 Euro entgegennehmen, während er gleichzeitig durch einen angeblichen Aufenthalt in Dubai einer Gerichtsverhandlung in München fernblieb. „Die Vorwürfe sind frei erfunden. Es gab nie solche Versprechen“, erklärte Daniel B. auf Nachfrage der „Bild“ und begründete seine wiederholten Aufenthalte in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit „Überstundenregelungen“. Die Bayerische Staatskanzlei bestätigte, dass Daniel B. seit November nicht mehr für sie tätig sei. Ob und wie die Geschädigten ihr Geld zurückerhalten, bleibt offen. Fest steht: Das Luxusleben des 36-Jährigen könnte sich jetzt schnell in Luft auflösen.
Der Augsburger Anwalt Michael Weiss (links) zu den Aktivitäten des selbstdarstellerischen Oberregierungsrats, der sich gern mit Promis wie „Salt Bae“ (Bild unten) inszenierte: „Ich erwarte, dass die Staatsanwaltschaft jetzt schnell aktiv wird.“
Lesen Sie auch: Tina Rupprecht bezwingt Eri Matsuda und wird erfolgreichste Deutsche Boxerin aller Zeiten