Interview mit Philipp Max über seine Zeit in Eindhoven und eine mögliche Rückkehr in die Bundesliga: Schalke und Augsburg sind im Rennen.
Von 2015 bis 2020 spielte er beim FC Augsburg, erlebte und gestaltete die bis dato erfolgreichste Zeit des Vereins aktiv mit. Seit über zwei Jahren läuft er fürs niederländische Spitzenteam PSV Eindhoven auf, erspielte sich mehrere Titel, wie den niederländischen Pokal und kommt auf drei Einsätze im DFB-Team. Philipp Max, mittlerweile 29 Jahre alt, ist in Augsburg den Weg zum Toplinksverteidiger gegangen und könnte nach seinem Kapitel in Holland wieder den Weg in die Bundesliga finden.
Welche zwei Optionen seine Favoriten wären, wie seine Chancen auf einen Platz in der Nationalmannschaft stehen und über vieles mehr sprach Max im Interview mit Augsburg Journal-Sportreporter Johannes Kaiser.
Augsburg Journal: Wie sehen Sie Ihre Zeit bislang bei Eindhoven?
Philipp Max: Also grundsätzlich wollte ich fußballtechnisch immer mal die Erfahrung machen in ein anderes Land zu gehen, aber auch eine andere Kultur kennenzulernen ist immer sehr interessant. Ich bin so weit sehr zufrieden, habe bislang fast alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte. Ich habe dauerhaft meine Spiele gemacht, habe auch international und für die Nationalmannschaft gespielt, deshalb bin ich insgesamt sehr glücklich.
AJ: Sie galten als großer Fan von Ihrem Ex-Coach Roger Schmidt, was hat sich unter Ruud van Nistelrooy verändert?
Max: Also erstmal wird mehr Englisch gesprochen, weil es vorher ein rein deutsches Trainerteam war (lacht). Aber natürlich hat sich von der Grundstruktur, wie wir Fußball spielen wollen, etwas verändert. Das ist aber ganz normal, wenn ein neuer Trainer kommt, der möchte seine Ideen umsetzen. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und weiß dann auch, wie man am besten spielen kann oder auch muss, um erfolgreich zu sein. Und deshalb glaube ich, sind wir jetzt in einer sehr guten Phase.
AJ: Im November steht das Topspiel gegen Ajax Amsterdam an, wie zuversichtlich sind Sie, dieses Jahr den großen Rivalen verdrängen zu können?
Max: Sehr zuversichtlich. Klar haben wir ein bisschen Anlaufzeit gebraucht, trotz der guten Ergebnisse war noch nicht alles perfekt, wir lernen uns im neuen System alle aber immer besser kennen. Das Ajax-Spiel ist immer wie ein Showdown. Wir haben in der Johan Cruyff-Arena auch schon gewonnen, deswegen schau ich da sehr positiv hin.
AJ: Wie schätzen Sie die Eredivisie im Vergleich zur Bundesliga ein?
Max: Ich glaube, dass die Teams in Deutschland von der Breite in der Qualität her deutlich besser besetzt sind. Das sieht man auch daran, dass in jedem Jahr andere Mannschaften international spielen. Trotzdem sind es auch hier in Holland gegen die Topmannschaften immer Topspiele. Außerdem sind die Fankulturen hochmotiviert, was viel Spaß macht. Am Anfang musste ich mich erst daran gewöhnen, Woche für Woche zwei bis drei Spiele zu haben, sich gut zu regenerieren, um dann wieder seine Leistung auf den Platz zu bekommen. Insgesamt finde ich, dass die niederländische Liga im internationalen Vergleich etwas zu schlecht wegkommt. Denn hier wird sehr sehr gut gearbeitet, es gibt viele starke Mannschaften und super Spieler. Deshalb war es für mich auf jeden Fall die richtige Entscheidung.
AJ: Die Außenverteidigerposition ist in den letzten Jahren eine der wichtigsten im Fußball geworden, gerade bei Manchester City z.B. mit Joao Cancelo hat noch mal eine Entwicklung stattgefunden, kann man sich da für sein eigenes Spiel etwas abschauen?
Max: Klar, absolut. Das ist natürlich noch mal ein anderer Spielstil bei Manchester City, sehr frei, sehr offensiv, mit viel Ballbesitz. Aber allgemein schaue ich auf alle Spieler, die bei den großen Vereinen auf dieser Position spielen. Denn die Position verlangt von einem Spieler mittlerweile sehr viel ab, nämlich dass man vorne für Furore sorgt, die Bälle auflegt. Gleichzeitig aber auch am besten direkt wieder hinten ist und der Abwehr hilft oder im Spielaufbau gewisse Positionen einnehmen kann.
AJ: Sie haben in Deutschland und in Holland gespielt, gibt es das Bedürfnis noch einmal woanders zu spielen, wie in Spanien oder England?
Max: Ich bin natürlich grundsätzlich für alles offen, vermisse
nach zweieinhalb Jahren aber schon die Bundesliga ein bisschen. Ich denke, wenn noch mal eine enge Entscheidung kommt, ich tendenziell eher die Bundesliga bevorzugen würde. Matthias Ginter hat es mal ganz schön gesagt, dass er sich lieber einen Abstiegskracher in der Bundesliga anschaut als ein Topspiel im Ausland. Das fand ich ganz witzig, weil ich prinzipiell genauso aufgewachsen bin und durch meinen Vater immer wieder im Stadion gewesen bin. Da kannte ich gefühlt alle Spieler, alle Vereine und alle Rückennummern. Das lässt einen nicht los. Natürlich verfolge ich weiterhin den FCA und die Bundesliga, versuche einfach alles zu schauen, was geht. Ich freue mich, wenn es irgendwann dann auch wieder dahin zurückgeht.
AJ: Wenn Sie sich entscheiden müssten, wo würde es dann eher hin gehen, nach Schalke oder nach Augsburg?
Max: Das wäre eine ganz schwierige Entscheidung, weil ich bei beiden Vereinen eine überragende Zeit hatte. Klar, meine Familie ist blau geprägt. Da wollte ich eigentlich immer mal für die Profimannschaft dauerhaft zum Einsatz kommen. Aber da könnte ich mich jetzt in dem Moment nicht entscheiden.
AJ: Ihr erklärtes Ziel war immer die Champions League, jetzt hat es mit Eindhoven in dieser Saison knapp nicht geklappt, was muss dieses Jahr noch besser werden, um Meister zu werden?
Max: Ich glaube letztes Jahr war es sehr eng zum Schluss, da haben wir eine sehr sehr gute Saison gespielt und hätten es verdient gehabt, am Ende ganz oben zu stehen. Wenigstens konnten wir uns mit dem Pokalsieg einen wichtigen Titel sichern. Aber die Konkurrenz ist natürlich sehr groß. Ajax ist, was das Budget angeht, noch einmal eine andere Hausnummer. Die haben zwar auch viele Spieler abgegeben, aber wenn man dann sieht, für welche Summen neue Spieler kommen, da ist es sehr sehr schwer. Auch Feyenoord Rotterdam hat zum Beispiel viele Spieler verloren, aber auch neue gute dazubekommen. Da ist es ein enges Rennen und wir müssen schauen, dass wir von Spiel zu Spiel unsere Sache gut machen. Die Qualität dafür haben wir.
AJ: Auch die Nationalelf spielte bei Ihnen immer eine Rolle, gab es Gespräche mit Hansi Flick?
Max: Nein, im Moment noch nicht. Klar, ich weiß natürlich auch, dass ich im letzten Jahr nicht die Scorer liefern konnte, die von mir erwartet werden. Dennoch denke ich, dass ich wieder einige Schritte vorwärts machen konnte. Da lasse ich natürlich nicht locker, versuche weiter Gas zu geben, um dann auch wieder eine Option zu sein.
AJ: Ist die WM also schon abgehakt?
Max: Was heißt abgehakt, ich glaube, dass im Moment da einfach andere Spieler den Vorzug haben. Ich versuche da einfach ein Stück weit Boden gutzumachen und mich anzubieten und alles andere kann ich, wie die Floskel so schön sagt, eh nicht beeinflussen.
AJ: Wie sehen Sie allgemein die große Diskussion um die WM in Katar?
Max: Ich kann natürlich alle Ansichten verstehen. Prinzipiell ist es auch meiner Meinung nach nicht optimal, gerade die spezielle Ansetzung im Winter. Ich habe mich da aber immer ein wenig rausgehalten und will das auch weiter tun. Wir können uns da alle darüber aufregen oder es gut finden, unterm Strich sind wir da machtlos. Wir müssen uns einfach auf den Fußball konzentrieren, alles andere kann man leider vorerst nur akzeptieren.
AJ: Um noch einmal auf den FC Augsburg zurückzukommen, wie sehen Sie die Entwicklung des Vereins in den letzten Jahren?
Max: Ich habe das ganze Thema natürlich eng verfolgt. Ich glaube, dass es dem FCA immer am besten ging, wenn viel Ruhe drin war. Das war in den letzten Jahren eher schwierig, da war rund um den Verein gefühlt immer was los. Ich denke, dass wenn Ruhe einkehrt, die Mannschaft auch wieder besser performt. Das hat man jetzt ja auch gesehen, die Qualität ist auf jeden Fall da. Sie haben gute Jungs dazu bekommen, es wirkt deutlich homogener als am Anfang. Ich war auch beim Spiel Schalke gegen Augsburg, da hat es mir sehr gut gefallen, was sie da gezeigt haben, nämlich alles wofür der Verein steht und daher haben sie auch in Unterzahl verdient gewonnen. Ich bin auf jeden Fall positiv angetan von der Marschroute, die jetzt eingeschlagen wird und denke, dass die Jungs dieses Jahr eine gute Saison spielen können.
AJ: Gerade auch mit Ihrer Frau Annabell besteht eine große Verbundenheit zur Stadt Augsburg, schauen Sie noch ab und zu vorbei?
Max: Ja total. Wie gesagt, ich habe eine überragende Zeit gehabt in Augsburg, viele Freunde und Bekannte gefunden. Wenn wir nichts anderes vorhaben, bin ich mit meiner Frau schon oft in Augsburg. Da ist dann aber meistens auch beim FCA trainingsfrei, sodass ich da niemanden wirklich sehen kann. Aber prinzipiell sind wir sehr Augsburg verbunden und deswegen wird der Kontakt da auch nicht abreißen.
AJ: Nichtsdestotrotz war Ihre Traumhochzeit in Mallorca, wessen Idee war das?
Max: Sowohl als auch. Es war nicht direkt von Anfang an klar, dass wir das dort machen wollen. Aber die Rahmenbedingungen waren perfekt, alles hat genau so geklappt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Von der Location bis zur Organisation. Und die Hochzeit war dann auch wunderschön, alle waren da, es hat richtig Spaß gemacht. Durch die ganzen Emotionen und die Anspannung konnte man alles nicht wirklich direkt realisieren. Aber nachdem wir auch nochmal Revue passieren haben lassen, muss man schon sagen, dass alles genauso richtig war, wie es war.
AJ: Zum Abschluss: Welche anderen Hobbies haben Sie abseits vom Fußball?
Max: Wir haben gerade natürlich viele Spiele, aber ich versuche, wenn Zeit ist, viel mit meiner Frau rauszukommen. Sie ist ja eine begeisterte Reiterin. Da greife ich ihr gern ein bisschen unter die Arme. Seit Januar haben wir auch einen Hund, mit dem bin ich auch ab und zu unterwegs und versuche, bestmöglich zu regenerieren.
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