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Leben und Leiden eines Heiligen: Der Augsburger Bischof Ulrich

Der Augsburger Bischof Ulrich: Durchs Moor geirrt – in die Schweiz abgeschoben

Aller guten Dinge sind drei: Nach dem berühmten Augsburger Dramatiker Bertolt Brecht (125. Geburtstag) und Stadtbaumeister Elias Holl (450. Geburtstag) darf sich heuer auch unser berühmter Augsburger Bischof Ulrich feiern lassen! Vor 1100 Jahren erhielt er mit nur 33 Jahren die Bischofsweihe. 50 Jahre füllte er sein Amt aus, in dem er viel für Stadt und Region bewirkte. Doch welch schwere Kindheit unser Bistumsheiliger zuvor gehabt hatte – und wie man sich ihn und sein Leben vorstellen darf: Die exklusive AJ-Zeitreise!

Ulrich war Priester, Mönch, Bischof, aber der Bistumspatron bewährte sich auch auf dem Schlachtfeld. KI-Bild: Alexander Görbing

Ohne ihn wäre die europäische Geschichte aus Sicht mancher Historiker anders verlaufen. Das war aber dem kleinen Ulrich, der da um das Jahr 890 geboren wurde, nicht anzusehen. Und so liegt vieles aus dem Leben des heutigen Heiligen und Patrons des Bistums Augsburg im Dunkeln. Überliefert sind die Termine seiner Bischofsweihe im Jahr 923 und das Datum seines Todes 973. Deswegen wird der beiden „runden“ Daten des Heiligen, 1100 Jahre Bischofsweihe und 1050 Jahre nach seinem Tod, heuer in Augsburg und Region gedacht.


Das Dunkel der Geschichte beginnt bereits mit der Geburt des kleinen Ulrich. Denn wo die Wiege des Buben stand, ist nicht sicher. Augsburg und Wittislingen, eine Gemeinde nördlich von Dillingen/Donau, bezeichnen sich als Geburtsort. Ein konkretes Gebäude lässt sich aber nicht bezeichnen. Ulrichs Eltern, Vater Hupalt und Mutter Dietpirch aus alemannischem Adel, hatten ihren Stammsitz in Wittislingen. Mit den Brüdern Dietpald und Manegold und zwei Schwestern verbrachte Ulrich seine Kindheit in Wittislingen. Dort spielt der Heilige bis heute eine Rolle im Alltagsleben. Nicht nur, dass die Pfarrkirche Martin und Ulrich geweiht ist, es eine Ulrichstraße gibt, eine Ulrichschule, einen St.-Ulrich-Spielplatz: Auf eine Legende zu dem Heiligen geht der Brauch zurück, dass in Wittislingen seit Menschengedenken jeden Tag ein zusätzliches Glöckchen im Kirchturm läutet.

Immer um 21 Uhr abends und um 2 Uhr nachts. Die Sage dazu: Der kleine Ulrich, wohl von eher schwächlicher Konstitution, ging als Bub zu Fuß von Wittislingen in die rund neun Kilometer entfernte Klosterschule nach Dillingen. Wittislingens Archivar Harald Lemmer, 79 Jahre alt, kennt die Strecke seit Kindertagen und weiß um ein Feuchtgebiet, welches der Bub damals zu durchqueren hatte. Eines nebeligen Abends hatte das Kind der Legende nach einen hölzernen Grenzpfahl aus dem Boden gezogen, um im Sumpf sicherer sein zu können. Aber Ulrich fand den Weg nicht und er hörte auch das Läuten seiner Wittislinger Kirche nicht. So lange, bis der den „gestohlenen“ Stab wieder an den angestammten Platz zurücksteckte. Und er sogleich das Glöckchen hörte und nach Hause fand. Um 2 Uhr nachts habe die besorgte Mutter ihr Kind endlich wieder in den Arm schließen können. Weil damals bestimmt niemand die Kirchenglocke extra für den abgängigen Buben geläutet habe, habe es nur Gottes Stimme sein können, die das Kind aus der Gefahr ins sichere Heim geleitet habe.

Bild aus dem PC

Alexander Görbing (56) arbeitet als Wirtschaftsredakteur und besitzt eine PR-Agentur in Augsburg (KlartextPR Görbing). Er betreut Kunden aus den Sektoren Immobilien, Private Equity sowie Venture Capital und Startups. Als Hobby-Fotograf hat er sich früh mit den neuen Möglichkeiten der Bilderstellung und -bearbeitung durch KI-Tools – wie zum Beispiel Dall-E – auseinandergesetzt. Die beiden Ulrichs-Darstellungen auf diesen Seiten erstellte er mit dem Programm Midjourney. (Infos: www.goerbing-klartextpr.de)

Für den kleinen Ulrich ging es bereits im jungen Alter von etwa zehn Jahren in die Klosterschule nach St. Gallen. In der dortigen Benediktinerabtei ist er auf einen geistlichen Beruf vorbereitet worden. Um 908, so weiß es die Geschichtsschreibung, kehrte er als etwa 18-Jähriger in die schwäbische Heimat zurück und nahm zunächst die Stelle eines Kämmerers beim Augsburger Bischof Adalpero an. 923 wählte der Augsburger Domklerus den 33-jährigen Ulrich zum Oberhirten des Bistums. 50 Jahre sollte Ulrich als Bischof der Kirche von Augsburg und zudem als Reichsfürst dem König in Treue dienen. Bischof Ulrich hatte sich auch als Kriegsherr zu bewähren. Es bewährte sich sein Projekt, die Befestigung der Stadt Augsburg mittels Mauern aus Stein verstärkt zu haben. Angeführt von Bischof Ulrich habe Augsburg den erneut in Bayern einfallenden, metzelnden, marodierenden, plündernden Ungarn Widerstand geleistet. „Am Laurentiustag 955 (10. August) fiel die Entscheidung auf dem Lechfeld südlich von Augsburg. Die Ungarn wurden vernichtend geschlagen, ihre Stoßkraft endgültig gebrochen. Der Sieg war teuer erkauft; Ulrich, der sich an der Schlacht selbst nicht beteiligt hatte, verlor in diesem Kampf seinen Bruder Dietpald und seinen Neffen Reginbald.“ So ist es in einer Chronik von Pfarrer Prof. Peter Rummel (+ 2014) zu lesen, der 30 Jahre lang Leiter des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte war.

Seine Grabstätte hat der Bistumspatron in der Krypta in St. Ulrich und Afra in Augsburg.
Aus dem 14. Jahrhundert stammt die Ulrichsfigur , die im Dom steht und eine Art Symbolfigur für das Jubiläum ist.


In der Geschichtsschreibung wird immer wieder betont, dass Ulrich trotz seines Erfolges auf dem Schlachtfeld kein „Kriegsherr“ gewesen sei. In den Friedensjahren vor und nach dem Ungarneinfall bemühte er sich vor allem um den Aufbau der Diözese.
Persönlich bewahrte Ulrich zeitlebens das mönchische Ideal. Einer Überlieferung zur Folge schlief der Bischof zeitlebens statt in einem bequemen Bett nur auf einem auf dem Fußboden ausgebreiteten Teppich. In den gehüllt er letztlich auch ins Grab gelegt worden sei. Am 4. Juli 973 hatte seine Zeit auf Erden für Ulrich geendet.


Der Bischof, der schon zu Lebzeiten großes Ansehen genossen hatte, wurde auf eigenen Wunsch bei der Kirche St. Afra beigesetzt. Es folgten mehrere Umbettungen seines Schreins in die heutige Krypta unter der Kirche St. Ulrich und Afra. Von überall her pilgerten Menschen zu seiner letzten Ruhestätte, um zu ihm zu beten. Kirchen im gesamten deutschsprachigen Raum wurden ihm geweiht, in Südtirol trägt ein ganzes Dorf seinen Namen.


Das Ulrichsjubiläum in den Jahren 2023/24 startet im Bistum Augsburg am Montag, 3. Juli, wo die Ulrichswoche beginnt. Vor allem in der Kirche St. Ulrich und Afra finden täglich Gottesdienste statt, werden Wallfahrer aus dem gesamten Bistum und darüber hinaus erwartet.

Hoch zu Pferde reitet Bischof Ulrich vor dem Augsburger Dom in die Schlacht

Am Samstag, 8. Juli ist ein großes Ulrichsfest auf dem Rathausplatz geplant. Im Diözesanmuseum St. Afra (Kornhausgasse beim Dom) finden Sonderausstellungen statt. Im Laufe der Jahre 2023 und 2024 wird an die verschiedenen Termine wie die Weihe des heiligen Ulrich erinnert. Bis im Jahr 2024 mit der übernächsten Ulrichswoche die Feierlichkeiten abgeschlossen werden.

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