Start Stadt & Region Markus Ferber: Der Europaabgeordnete im ganz besonderen Interview

Markus Ferber: Der Europaabgeordnete im ganz besonderen Interview

Europaabgeordneter Markus Ferber (l.) und Promi-Fotograf Daniel Biskup bei der Sichtung der ersten Foto-Ergebnisse.

Traumwetter an der Augsburger Floßlände. Der Lech plätschert schon beinahe kitschig schön an den Stufen zum Flussbett entlang. Unterbrochen wird das optische und akustische Idyll nur vom gelegentlichen Klicken einer Kamera. Fotograf sowie „Foto-Modell“ sind dabei zwei weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Schwaben. Den Auslöser betätigt Star-Fotograf Daniel Biskup, während vor der Linse CSU-Europaabgeordneter Markus Ferber (EVP-Fraktion) posiert. Wir sprachen am Rande des Fotoshootings mit Schwabens Mann in Brüssel.

Augsburg Journal: Helmut Kohl, Angela Merkel, Karl Lagerfeld, Mark Zuckerberg: Die Liste der Berühmtheiten, die Daniel Biskup bereits vor seiner Linse hatte, lässt sich unendlich erweitern, und jetzt auch um den Namen Markus Ferber. Verraten Sie uns, wie es zu diesem Fotoshooting kam?
Markus Ferber: Daniel Biskup ist nicht nur eine Berühmtheit aus meiner Heimat, sondern ein Brückenbauer. Seine Arbeit ist ähnlich wie meine – nur visueller. Er verbindet mit seinen Fotografien Menschen, macht historische Schlüsselmomente publik und Politprominenz nahbarer. Sein Bilderweg, den er mit Polit-Größen wie Helmut Kohl oder unserer ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel beschritten hat, ist beeindruckend. Die CSU ist meine politische Heimat und mit ihr im Rücken versuche ich eine starke Stimme für Bayerisch-Schwaben in Europa zu sein. Dort bin ich Mitglied in der EVP-Fraktion, die größte und älteste Fraktion im Europäischen Parlament. Als Mitte-Rechts-Fraktion wollen wir Europa selbstbewusst, wettbewerbsfähig und demokratischer machen – ohne Regulationswut aus Brüssel, aber eingebettet in einer starken Gemeinschaft. Ein Land allein schießt sich ins Aus, das musste England bitter begreifen. Auch die antieuropäische Politik von Viktor Orbán, Ungarns Ministerpräsident, macht sich nicht gut in seinen Haushaltskassen. Solange er sich nicht an EU-Spielregeln hält, gibt es auch keine finanzielle Unterstützung.

Ein ganz besonderes Sommerinterview anlässlich fast 30 Jahren EVP-Fraktion-Mitgliedschaft: CSU-Europaabgeordneter Markus Ferber im Fotoshooting mit Daniel Biskup.


AJ: Welche Bedeutung hat für Sie die Wahl des Lechs als Hintergrund und Location für dieses Portrait- Shooting?
Markus Ferber: Der Lech steht symbolisch für mein Wirken als Europapolitiker. Er prägt zum Beispiel noch eine der letzten Wildflußlandschaften, das Lechtal. Genauso wie sich dort der Lech nicht einengen lässt, lasse auch ich mich nicht gerne begrenzen. Ich bin EVP-Sprecher im Ausschuss für Wirtschaft und Währung und hier finden Sie ebenfalls eine Parallele: Der Lech ist bis heute ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, weiß aber auch, wann es Zeit wird, sich für das große Ganze mit der Donau zusammenzutun. Das spiegelt meine Arbeit im Europaparlament: Ich bin CSU-ler, fungiere aber unter EVP-Fraktion-Flagge. Und auch der Lech fließt lange Zeit allein – bis er bei Marxheim in die Donau mündet. Als zweitlängster Fluss Europas auf dem Weg zum Schwarzen Meer fließt die Donau durch neun europäische Länder, muss sich also immer wieder ihrem Umfeld anpassen können.


AJ: Abgesehen von unseren idyllischen Flüssen und Seen, was macht Bayerisch-Schwaben aus externer Sicht so besonders?
Markus Ferber: Schwaben boomt. Das belegen nicht nur die neuesten Zahlen zur Arbeitslosigkeit, die deutschlandweit ihresgleichen suchen. Wir sind hier von der Infrastruktur her gut aufgestellt, haben global player angesiedelt, aber auch starke Mittelständler mit Know-how und Potential. Wir sind ein Gründer-Mekka, das auch unsere Hochschullandschaft nachhaltig erfolgreich macht und wir haben eine vielfältige Landwirtschaft, die uns regionale und gesunde Lebensmittel liefert. Bayerisch-Schwaben ist also nicht nur für Spezialisten aus aller Welt attraktiv, sondern auch wegen seiner Lebensqualität.


AJ:
Wie unterstützen sie diese Hidden Champions und Mittelständler der Region von Brüssel und Straßburg aus?
Markus Ferber: Im EVP-Parlamentskreis Mittelstand Europe, dessen Sprecher ich bin, haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Mittelstand, das Rückgrat unserer Wirtschaft, wieder gesunden zu lassen. Bis jetzt war er der europäische Prügelknabe. Vom Nachhaltigkeitsreporting bis zum Lieferkettengesetz hat die EU-Kommission einen Bürokratiehammer nach dem anderen verabschiedet. Jetzt soll ein Mittelstands-Entlastungspaket kommen. Ich gehe aber noch weiter und fordere einen Mittelstandsbeauftragten, der die Perspektive von kleinen und mittleren Unternehmen in jeden Gesetzesvorschlag einbringt. Wir müssen dahin kommen, dass jede neue Richtlinie oder Verordnung noch vor Veröffentlichung seine Mittelstandstauglichkeit nachweist.


AJ: Union heißt ja Vereinigung. Von einer Einheit ist oft wenig zu spüren. Wie kann dieser Zusammenhalt gesteigert werden und wie macht man die EU wieder attraktiver?
Markus Ferber: Das Europaparlament öffnet jedes Jahr tausenden von jungen Menschen Tür und Tor. Auch ich versuche regelmäßig Schulklassen, Studenten oder Besuchergruppen aus Bayerisch-Schwaben einzuladen. All diese Menschen erzählen uns, was Sie brauchen und wir Europaabgeordnete hören zu. Das ist gelebte Politik und keine Politik von oben herab. Wer mittendrin ist, versteht, dass das, was wir an Europa haben, etwas Wertvolles ist. Demokratie, Freiheit und Wohlstand sind keine Werte, die selbstverständlich sind. Wir müssen uns immer wieder klar machen, wie privilegiert wir sind, in Europa, in Sicherheit leben zu können. Also bevor wir andere ändern wollen, immer erst bei sich anfangen.


AJ: Die Vereinigten Staaten haben das Gaspedal in der Wirtschafts-Politik voll durchgetreten und auch aus China wird der Druck auf die Märkte immer spürbarer. Wie stärken Sie die Wettbewerbsfähigkeit der Union?
Markus Ferber: Bestimmt nicht durch neuen Papierkrieg aus Brüssel und eine sinnlose Wirtschaftspolitik aus Berlin. Wir müssen jetzt den politischen Rahmen setzen, um Unternehmen wieder zum Investitionsmotor der EU zu machen. Dazu brauchen wir eine neue Angebotspolitik mit Bürokratieabbau, schnelleren Genehmigungsverfahren und die Vollendung des Binnenmarkts. Wir benötigen neue Absatzmärkte, den Abbau von Handelsabhängigkeiten, Zugang zu kritischen Rohstoffen, zielgerichtete Forschungspolitik und kluge Zuwanderungs-, und Bildungspolitik. Wir verlieren den Subventionswettlauf mit den USA, deshalb müssen wir uns auf unsere Stärken konzentrieren- ganz nach dem Motto „Make Europe great again!“.

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