Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger als Römer im Fasching 2023.

Im Herzen sind Augsburger und Kemptener Römer. Die ältesten Städte Bayerns wurden von den Nachbarn jenseits der Alpen gegründet. Dr. Maike Sieler, Leiterin der Stadtarchäologie Kempten und des Archäologischen Park Cambodunum, und Augsburgs Kulturreferent Jürgen K. Enninger betonen die besondere Beziehung ihrer Städte: „Anfangs residierte der römische Statthalter in Kempten, während in Augsburg das militärische Zentrum Rätiens lag. Später verlegte man den Statthaltersitz nach Augsburg und Kempten wurde zum spätrömischen Garnisonsort. Der Bischofssitz im Mittelalter war in Augsburg, in Kempten befand sich das mächtigste Kloster der Diözese. Und heute sind Augsburg und Kempten die größten Städte Schwabens.“

Dieses Erbe wollen die schwäbischen Metropolen weiter erforschen und vermitteln. Dafür haben sie und die Archäologische Staatssammlung geplant, 2028 eine gemeinsame archäologische Landesausstellung in den beiden Städten auf die Beine zu stellen.
Geplant sei ein Schutz- und Ausstellungsbau über der aktuell freigelegten Insula 1 in Kempten sowie ein neues Römisches Museum in Augsburg.

Schwaben-Allianz der alten Römer-Städte Augsburg und Kempten: Was geplant ist

Warum kam die Kooperation jetzt zustande? Sieler und Enninger betonen: „Augsburg und Kempten als die ältesten Städte Bayerns sind beide bestrebt, ihr römisches Erbe angemessen zu präsentieren.“ Augsburg mit seiner riesigen Sammlung an Exponaten und Kempten mit dem vollständig bekannten Stadtplan und den Gebäuderekonstruktionen am authentischen Ort ergänzten sich sehr gut.

Diese Schwaben-Allianz bedeute auch eine Stärkung für den Regierungsbezirk gegenüber etwa München: Sie schärfe das eigene Profil und hebe das Alleinstellungsmerkmal heraus: „Außerhalb des heutigen Regierungsbezirks Schwaben gab es im restlichen Bayern vor 2000 Jahren keine urbanen Strukturen“, betonen beide Seiten.

Dr. Maike Sieler im Tempelbezirk des Archäologischen Parks Cambodunum.

Wer selbst auf den Spuren der Römer wandeln will: Daneben bietet die Ausstellung „Römerlager – Das römische Augsburg in Kisten“ im Zeughaus einen Überblick über den reichen Fundus an Funden und Grabungsergebnissen. Geschichte zum Anfassen gibt’s an der Römermauer am Dom mit den Abgüssen römischer Steindenkmäler aus Augusta Vindelicum. Im Archäologischen Garten im Äußeren Pfaffengäßchen werden antike Bautechniken und -materialien vermittelt.

In Kempten kann man stilecht die erhaltene Römerstadt im Archäologischen Park Cambodunum bestaunen. Tempelbezirk, Kleine Thermen und Forum mit Basilika – das Zentrum der einstigen römischen Provinzhauptstadt ist bis heute erkennbar. Zu sehen sind Nachbauten des Tempelbezirks samt neuer Ausstellung zu Kult und Glauben der Römerzeit, die originalen Überreste der zum Statthalterpalastes gehörenden Thermenanlage sowie das Freigelände mit Aktivstationen und virtuellen 360-Grad-Videos in der ‚Cambodunum App‘. Der Park ist bis 30. Oktober geöffnet, kostenlose Führungen an jedem Sonntag um 11 Uhr.

Erneut Grabungen im Archäologischen Park in Kempten – bis 30. August Einblicke

Seit 22. Juli werden im Archäologischen Park Cambodunum in Kempten erneut Grabungen durchgeführt. Um die Siedlungsgeschichte der Römerstadt weiter zu erforschen, begeben sich Archäologen der LMU München auf die Suche nach dem ersten Forum von Cambodunum. Bereits im Herbst 2022 konnte das Team der Forschungskooperation um Prof. Dr. Salvatore Ortisi Ausgrabungsergebnisse präsentieren. Damals wurde ein repräsentativer Häuserkomplex im Zentrum der Römerstadt freigelegt, die sogenannte Insula 1 von Cambodunum. Die dort zutage gekommenen Überreste der steinernen römischen Wohnbebauung gehören zu den ältesten in Deutschland, heißt es in einer Pressemitteilung.

Bei der SCHAU! Grabung 2024 können Klein und Groß Archäologen über die Schulter schauen. Foto: Roger Mayrock

Aus der Untersuchung des ersten steinernen Forums von Cambodunum erhofft man sich nun neue Erkenntnisse zum gesellschaftlichen Leben in der ältesten Römerstadt Bayerns. Dafür dringend die Wissenschaftler bis zu den Baustrukturen des ersten Forums aus dem frühen 1. Jahrhundert nach Christus vor.

Wer den Studierenden des Fachbereichs Provinzialrömische Archäologie der LMU München bei ihrer täglichen Arbeit über die Schulter blicken möchte, bekommt dazu vom 22. Juli bis 30. August 2024, jeweils Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr, die Gelegenheit. Zu diesen Zeiten kann man auch Fragen stellen. Im August geben die jungen Wissenschaftler kostenfreie Sonderführungen: Jeden Donnerstag um 16 Uhr. Eine Spende für die Grabungskasse ist willkommen.

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