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Donnerstag, 13. März 2025

Sie sprengen das Korsett

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Zum Weltfrauentag am kommenden Samstag, 8. März, gibt es in und um Augsburg wieder viele Veranstaltungen. Zum Beispiel zeigen die Kunstsammlungen & Museen Augsburg im Sonderprogramm „Von der Muse zur Macherin“ verschiedene Facetten der Bedeutung der Frau in der Kunst und für die Kunstproduktion. Dabei reichen die Frauen-Rollen von der Sklavin bis zur Kaiserin, aber auch die selbstbewusste Künstlerin im 16. bis 18. Jahrhundert hat ihren Platz.

Vom 5. bis 9. März findet in Augsburg im „Hotel am Park“ ein Offenes Internationales Schachturnier zum Weltfrauentag statt. Darunter sind vier Internationale Meisterinnen sowie sechs Großmeisterinnen der Frauen, so Wolfgang Taubert.

In der Schmuttertalhalle in Diedorf gibt es zum zweiten Mal ein buntes Programm: Von der Verkaufsausstellung bis zu Vorträgen und Workshop.

Importbräute ist ein Stationentheater durch Oberhausen

Nicht speziell aus Anlass des Weltfrauentags, aber ebenfalls passend: „Importbräute – Mein Schleier, das Henna und ihre Tränen“, das Stationentheater durch Oberhausen von Merve Kayikci (30) und Dorothea Schroeder (50), das Lebensgeschichten von Frauen erzählt, die von weit her nach Deutschland gekommen sind. Frauen, deren Geschichten in den 90ern, 2000ern spielen, und die schon lange in Deutschland leben.

„Merve Kayikci und Dorothea Schroeder haben mit vielen solcher Frauen unter anderem über ihre verblassten Träume und gewachsenen Hoffnungen gesprochen. Aus den Erzählungen ist ein interaktives Stationentheater entstanden, das dazu einlädt, diese Mütter, Nachbarinnen und Mitmenschen zu sehen, zu verstehen – und ihre Namen zu lernen“, heißt es dazu vom Staatstheater Augsburg.

„Den theatralen Rahmen bildet eine Henna-Nacht, eine festliche Tradition, die in vielen Kulturen als Übergangsritual zur Eheschließung zelebriert wird. An wechselnden, im Zusammenhang zur Henna-Nacht stehenden Orten trifft das Publikum auf die gleichermaßen empowernden wie nachdenklich stimmenden Geschichten der titelgebenden ‚Importbräute‘“.

Die Geschichten werfen ein Licht auf Frauen, die sonst eher im Schatten des Privaten verborgen bleiben. Sie sind sehr persönlich. Dabei kann man die Thematik auch von einem weiteren, gesellschaftlichen Blickwinkel aus betrachten.

Zahlen über Heiratsmigrantinnen

Ina Hagen-Jeske von der Universität Augsburg beschäftigte sich in einem 2009 erschienenen Buch wissenschaftlich mit Varianten von Eheschließungen von Frauen türkischer Herkunft in Deutschland, vorrangig mit der Debatte über Heiratsmigrantinnen der 2000er Jahre. Sie könne deshalb nicht viel zum aktuellen Stand beitragen. „Grundsätzlich kann ich aber festhalten, dass das Thema sehr komplex ist: Heiratsmigration passiert nicht zwangsläufig gegen den Willen der Beteiligten, die Spannbreite zwischen selbst gewählter Ehe, arrangierter Ehe und Zwangsheirat ist groß, die Übergänge können fließend sein. Die Bezeichnung ‚Importbräute‘ ist aus meiner Sicht problematisch, weil es eine sehr polemische Bezeichnung für Heiratsmigrantinnen ist, die den beteiligten Frauen jegliche Handlungsmacht abspricht. Zwar gibt es leider immer wieder Fälle, bei denen Frauen gegen ihren Willen nach Deutschland verheiratet werden und unter familiärer Gewalt und einer asymmetrischen Macht- und Familienkonstellation leiden, umgekehrt wandern aber auch Männer im Zuge des Ehegattennachzugs nach Deutschland ein.“ Sie ergänzt: „Mit Blick auf die sogenannten Gastarbeiter*innen aus der Türkei wird oft vergessen, dass in der ersten Generation auch Frauen zuerst und z.T. auch alleine oder zusammen mit anderen weiblichen Verwandten nach Deutschland kamen, dort ein selbst bestimmtes Leben führten und erst nach einer Weile geheiratet haben und ggf. ihren Ehegatten aus der Türkei zu sich holten: Zwischen 1967 und 1973 waren es jährlich 20 Prozent Frauen, die im Rahmen der Anwerbeverträge mit der Türkei als Arbeitskräfte nach Deutschland kamen.“

Und wie sieht es in Augsburg aus? Nachgefragt bei Margret Spohn, Leiterin des Büros für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg. Generell sei, betont sie, ein Unterschied zwischen arrangierten Ehen und Zwangsehen zu machen.

Sie sagt, eine Zahl, wie viele Frauen bisher nach Augsburg aus dem Ausland gezogen sind, die hier am Anfang nur ihren Ehemann kennen, sei nicht bekannt und werde auch nirgendwo erhoben. Bei der ersten Generation, den zwischen 1954 und 1973 zugewanderten „Gastarbeiterinnen“, seien etwa ein Viertel sogenannte PioniermigrantInnen gewesen. Also „Frauen, die ohne ihre Männer nach Deutschland kamen und später ihren Mann nachgeholt haben.“ Die Frauen dieser ersten Generation kämen vor allem auf den „klassischen Einwanderungsländern: Italien, Ex-Jugoslawien, Spanien, Portugal, Griechenland, die Türkei, Algerien, Marokko und Tunesien“.

Mit INA, der interkulturellen Altenhilfe, gebe es ein Projekt, das sich speziell um zugewanderte Türkinnen und Türken der ersten Generation kümmert. Viele seien nun weit in ihren 70ern und immer mehr lebten nun in Seniorenheimen. Sonstige Kontaktmöglichkeiten seien die Stadtteilmütter. Und die Moscheevereine, wenn es um Zugewanderte aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien gehe, so Spohn.
Weitere Termine für „Importbräute – Mein Schleier, das Henna und ihre Tränen“ folgen. Weitere Informationen unter staatstheater-augsburg.de/importbraeute

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