Mischling, dann Labrador, Französische Bulldogge, Golden Retriever und Australian Shepherd – das sind nach Mitteilung einer Tierversicherung im vergangenen Jahr die beliebtesten Hunderassen in Bayern gewesen. Wir haben beim Tierschutzverein nachgefragt, wie sinnvoll es ist, sich als Tierfreund für solch eine Moderasse zu interessieren oder ob man sich nicht besser einen Dackel, Pudel oder Spitz als Begleiter auserwählt.
Lara Hammer, Geschäftsführerin vom Tierschutzverein Augsburg, gibt generell zu bedenken: „Jeder Hund hat individuelle Ansprüche und Bedürfnisse. Es ist daher wichtig, sich mit den Wesensmerkmalen auseinanderzusetzen und zu prüfen, ob man diesen gerecht werden kann und ob sie zur eigenen Lebenslage passen.“
Sollte man diese Frage für sich mit „Ja“ beantwortet haben, empfiehlt Natalie Gauggel vom Hunderevier des Tierheims
LechArche: „Im Generellen sollte man sich vor der Hundeadaption immer erst mit der Hunderasse auseinandersetzen. Entscheidend sollte nicht das Aussehen des Vierbeiners sein, sondern ob man ihren rassetypischen Wesensmerkmalen, Bedürfnissen und Ansprüchen nachkommen kann.“
Tierschutzverein Augsburg: Modehunderassen sind oftmals Qualzucht
Kritisch vor allem für Neulings-Herrchen oder -Frauchen können wesensstarke Modehunderassen sein. Freundliche Begleithunde stellten demgegenüber kein Problem dar. Modehunderassen sind laut der Expertinnen oftmals Qualzuchten wie etwa die Französische Bulldogge, der Mops, Chihuahua, Pomeranian oder Dackel. Oder sie sind wesensstarke Arbeitsrassen wie etwa der belgische Schäferhund Malinois.
Malinois seien generell als Hunderasse sehr modern. Der Belgische Schäferhund ist „der“ typische Polizeihund und eine wesensstarke Arbeitshunderasse. Der Malinois sei sehr stark in der Genetik und reagiere auf jegliche Dynamik und kleinste Reize sehr stark. Wenn man ihn lässt, arbeite er selbstständig und ohne Rücksicht auf Verluste. Das heiße aber auch: Kaum eine Privatperson könne dieser Rasse gerecht werden. Traurige Folge für die Beziehung Mensch – Hund und danach auch für Tierheime: Viele dieser „anstrengenden“ Hunde wie Malinois werden im Tierheim abgegeben, weil Privatpersonen mit den rassetypischen Ansprüchen nicht klarkommen. Oftmals sind das dann auch noch sogenannte „Langsitzer“ im Tierheim.
Gedanken machen sollten sich echte Tierfreunde auch dann, wenn ihr Favorit einer sogenannten Qualzucht entstammt. Qualzuchten, wie beispielsweise die Französische Bulldogge, hätten oftmals rassetypische Gesundheitsprobleme wie Bandscheibenvorfälle und oder ein kurzes Gaumensegel, das meistens nach der Geburt vergrößert werden muss, damit die Hunde richtig atmen können. Man kann laut Hammer sagen, dass es keine gesunde Französische Bulldogge gebe. Und: „Französische Bulldoggen sind mit hohen Gesundheitskosten verbunden.“
Viele Menschen informierten sich nicht ausreichend und seien dann mit den Kosten überfordert. Folge wiederum: Französische Bulldoggen werden dann oft ins Tierheim gebracht. Was die Expertinnen aber bestätigen: „Französische Bulldoggen haben einen tollen Charakter.“
Die Modehunde auf den benachbarten Plätzen in der Hitliste, Labradore und Golden Retriever, seien prinzipiell für „jedermann“ geeignet. Aber auch bei den Labradoren gebe es eine Arbeitslinie, die „sportlicher und anspruchsvoller sind und von daher viel Aufmerksamkeit brauchen.“ Generell könne man sagen, dass es auch davon abhänge, wie diese Hunde aufgewachsen sind und was sie für positive und negative Erfahrungen gemacht haben.
Wenn der Hütehund ernst macht
Australian Shepherds seien hingegen keinesfalls für „jedermann“ geeignet. Sie sind Hütehunde und eine Arbeitshunderasse. Sie wurden gezüchtet, um Schafe zu hüten und Herden absolut selbstständig zusammen zu halten. Wenn man sie nicht artgerecht auslastet und Hüteverhalten unterbindet, neigen sie dazu, „ihre Besitzer und Familie zu hüten und zusammen zu halten“.
Was ist aber mit „alten“ Rassen wie Pudel, Dackel oder Spitz? Pudel sind laut Tierheim-Expertinnen oftmals deshalb sehr beliebt, weil sie auch für Menschen mit Hundehaarallergie geeignet sind. Ein weiteres Argument sei, dass Pudelmixe kaum haaren.
Ähnlich wie Pudel und Pudel-Mixe seien auch Dackel noch sehr bekannte und beliebte Hunderassen. Sie haben im Tierheim mit die höchste Nachfrage.
Dass der Mischling, unangefochten auf Platz 1 der Hunde-Lieblingsliste, schon seit Jahren so beliebt ist, habe damit zu tun, dass er als robuster und weniger krankheitsanfällig gilt als Rassehunde und dass ihm grundsätzlich eine längere Lebensdauer attestiert wird. Allerdings hänge das naturgemäß auch von der Rasse der Elterntiere ab. Sind diese anfällig für bestimmte Krankheiten, könne auch der Mischlingsnachkomme diese Disposition haben.
Das Ranking der beliebtesten Hunderassen basiert auf den Daten der im Jahr 2024 geborenen und bei der Agila Haustierversicherung im gleichen Jahr angemeldeten Tiere.
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