Samstagmittag, das Wetter ist schön – aber was ist das? In der Maxstraße, am Moritzplatz, auf dem Rathausplatz, auf dem Stadtmarkt, sämtliche Plätze in den Cafés und Lokalen besetzt. Hunderte von Fußballfans aus München bevölkern die Augsburger City. Ein Fall von Overtourism/Übertourismus? Augsburgs Tourismusdirektor Götz Beck winkt ab. Eine „kurzfristige Ballung“ nennt er das Aufkommen an Menschen, so wie man es auch beim Christkindlesmarkt-Auftakt oder bei anderen großen Veranstaltungen erleben könne. Von einer anhaltenden Störung der einheimischen Bevölkerung durch Besucherströme (eine Definition für Übertourismus) könne in Augsburg – wohl auch noch auf Jahre hinaus – keine Rede sein.

Augsburg freue sich über Gäste jeder Couleur, Fußballfans ebenso wie Kongressteilnehmer oder Kulturbesucher. Und wenn eine Gebühr für die Innenstadt wohl derzeit kein Thema ist, so wünscht sich Beck gleichwohl eine Tourismus-Abgabe der Gäste an die Stadt. So wie es anderswo eine Kurtaxe gebe, arbeite er mit anderen bayerischen Touristikern für die rechtlichen Möglichkeiten, eine Art „City-Tax“ pro Übernachtung zu erheben. Bei einer Million Übernachtungsgästen wie im Jahr 2023 und 2,50 Euro pro Kopf wären so 2,5 Millionen Euro verfügbar, die zweckgebunden für den örtlichen Fremdenverkehr aufgewendet werden könnten – dringend benötigtes Geld.

Vorbild Venedig? „Eintritt“ für Touristen in Augsburg laut Götz Beck nicht geplant

Fünf Euro „Eintritt“ verlangt die Stadt Venedig an bestimmten Tagen seit April von jedem Besucher, um den Andrang etwas regeln zu können. Auch Städte wie Amsterdam oder Barcelona, Inseln wie Mallorca oder Teneriffa, Regionen wie Cinque Terre sind am Überlegen oder haben bereits reagiert. Was tun, um der einheimischen Bevölkerung das Leben mit täglichen Gäste-Scharen zu erleichtern? Irgendwann, so zeigt sich, wird es drangvoll eng in den Cafés und Restaurants, auf den Straßen und Plätzen, in den Kirchen und Museen. Ein Cappuccino kostet dann auch mal acht Euro, Wohnungen in guter Lage werden für örtliche Handwerker, Krankenschwestern, Polizisten unbezahlbar.

Augsburgs Strategie gegen Übertourismus? Götz Beck verweist auf die Vielfalt in der touristischen Struktur. Statt sich wie vielerorts auf DIE eine dominierende Kirche oder Burg zu konzentrieren, verteile sich das sehenswerte Erbe Augsburgs, allein schon bezüglich des Weltwasser-Themas, auf 22 einzelne Spots. Von Wasserkraftwerken in Langweid, Gersthofen oder in Hochzoll (Hochablass) bis hin zu den Prachtbrunnen könne die Wertschöpfung aus Veranstaltungen in der Stadt, sei es aus dem Tourismus oder aus dem Handel, vor Ort stattfinden. Bevor man in Augsburg an Übertourismus denken brauche, seien er und seine Mitstreiter in Sachen Besucherlenkung gefordert. Hier könne noch manches bewegt werden.

In diesen Tagen, so scheint es, ist das Gestaltungstalent von Augsburger Touristikern auf anderem Gebiet gefordert. Zeigt sich die Stadt doch eingehüllt wie selten. Die Ulrichskirche am Ende der Kaisermeile: eingerüstet. Der Perlachturm am Rathausplatz: in Planen gepackt, solange, bis die Kuppel gar für Bauarbeiten abgehoben wird. Das Rathaus: ab August unzugänglich wegen Bauarbeiten. Das Staatstheater am Kennedyplatz: Eingerüstet ebenfalls wegen Bauarbeiten. Zahlreiche Straßen im gesamten Stadtgebiet dienen zudem als Trassen für die Energiewende, sprich dort werden Fernwärmeleitungen verlegt, oder es werden Straßenbahnschienen erneuert. Da könnte es tatsächlich noch etwas dauern mit Overtourism in Augsburg. si

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