Maximilian Funke-Kaiser mit Partnerin Julia Franke

Maximilian Funke-Kaiser (28) über seinen neuen Job mit Mega-Arbeitszeiten, den „FC Bundestag“ und sein privates Glück

Maximilian Funke-Kaiser ist ein Kämpfer. Er setzt sich für seine politischen Ideen ein und lässt sich auch durch vorübergehende Handicaps nicht bremsen. Seine dritte Rede im Bundestag – Thema: „Digitale Gesundheitsanwendungen sind kein Teufelszeug“ – hat der junge Augsburger FDP-Abgeordnete mit geschientem Arm absolviert. Weil er sich auch außerhalb des Plenarsaals einsetzt: Wobei seine Berufung ins Fußballtor des „FC Bundestag“ gleich mit der bereits angedeuteter Verletzung endete. Der 28-Jährige brach sich das Radiusköpfle am oberen Ende der Speiche.

Zum Glück, so könnte man jetzt sagen, bleibt dem Jungparlamentarier derzeit wenig Zeit für Sport – höchstens mal Joggen am Morgen. Sein Wochenpensum beziffert Funke-Kaiser beim Besuch in der AJ-Redaktion auf 80 bis 90 Stunden. Da ist man gefordert. Das verlangt eiserne Disziplin. Öfters mal früher ins Bett, kein Alkohol, stattdessen Grüntee. Und zum Stressausgleich gezielte, kurze Pausen – etwa, um in aller Ruhe etwas zu essen.

Jungparlamentarier Maximilian Funke-Kaiser beim Gespräch in der Redaktion mit Herausgeberin Anja Marks-Schilffarth, Annabell Hörner, Chefredakteur Wolfgang Bublies und Georg Bräutigam (v.l.).

 

 

 

 

 

 

 

Obwohl: Von Stress spricht Funke-Kaiser nicht. Im Gegenteil: Er schwärmt fast vom neuen Job in Berlin. Dabei zu sein, wenn neue Gesetze verhandelt werden, wenn Weichen gestellt werden, um Deutschland voranzubringen, das fasziniert den Augsburger, der für sein Mandat die Leitung seiner Firmen, womit er bei weniger Zeitaufwand mehr hätte verdienen können, anderen überlassen hat. Richtig gemacht, ist sich Funke-Kaiser sicher, der sich viele Jahre, zuletzt als bayerischer Vorsitzender der Jungen Liberalen, ins Zeug gelegt und das FDP-Mandat in Berlin mit der Partei erkämpft hat.

Funke-Kaiser knüpft viele Kontakte in Berlin

Jetzt, bald schon ein Jahr im Bundestag, ist alles geregelt. Die endgültigen Büros sind bezogen, die Mannschaft steht (insgesamt sechs Mitarbeiter in Berlin, Augsburg und Nördlingen) und eine kleine Wohnung hat er auch gefunden an der Spree, genauer in Berlin-Mitte. Was er unterschätzt habe? „Vor allem die vielen Menschen, die mit einem reden wollen“, sagt er und macht deutlich, dass auch das einer gezielten Auswahl bedarf. Berührungsängste gibt es nicht mit anderen Abgeordneten, auch nicht mit denen anderer Parteien. Nur die AfD bleibt außen vor. Mit Volker Ullrich und Hansjörg Durz (beide CSU) oder auch Ulrike Bahr (SPD) tauscht er sich gerne aus, vor allem auch, wenn es um regionale Themen geht. Dazu zählt etwa der geplante Bahnausbau nach Ulm.

Funke-Kaisers Schwerpunkt ist die Digitalpolitik, hier ist er auch Sprecher seiner Partei. Als Ziele nennt er u.a. einen effizienteren Staat (noch dauert alles zu lange), ein besseres Gesundheitswesen mit mehr Vorsorge und Leistungen und damit verbunden sogar Kosteneinsparungen. Mit einem schnellen Internet, konsequenter digitaler „Denke“ und so mancher weiteren Maßnahme lasse sich vieles erreichen.

Gerade mit Blick auf das Gesundheitswesen (auch hier sitzt Funke-Kaiser im entsprechenden Ausschuss) könnte man, wenn die Digitalisierung voranschreitet, jährlich mehr als 40 Milliarden Euro sparen und trotzdem besser sein.

Apropos Milliarden: Die Bundestags-Sondersitzung nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine, bei der SPD-Kanzler Olaf Scholz ein „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro für die Aufrüstung angekündigt hat, wird ihm ewig in Erinnerung bleiben. „Das war schon erhebend, eine ganz besondere Stimmung“, sagt er, wenngleich so manchem im Parlament angesichts der historischen Zeitenwende die Tränen in den Augen standen.
Der 28-Jährige unterstreicht, dass die Bundeswehr, die man jahrelang kaputtgespart habe, jetzt wieder auf Vordermann gebracht werden muss. Da der Konflikt von einer Nuklearmacht ausgeht, müsse man aber besonnen vorgehen, hat Funke-Kaiser Verständnis für das oft als zögerlich beurteilte Handeln des Kanzlers und der Ampel-Koalition, die zwar viele Herausforderungen mit sich bringe, aber als solches auch Dinge zuwege bringt, die sonst nicht möglich gewesen wären. Man könne Russland vor allem mit Sanktionen treffen und wenn man deren Kriegskosten hochschraubt. In jedem Fall gelte es, einen Dritten Weltkrieg zu verhindern.

Ansonsten setzt sich die FDP traditionsgemäß für mehr Bürgerrechte und Freiheit ein (auch im Rückblick auf Corona-Einschränkungen), macht Funke-Kaiser deutlich und blickt auf den anstehenden Wahlkampf in Bayern, wo im Herbst 2023 neu gewählt wird. Ziel der Liberalen, deren Mitgliederzahl im Freistaat stetig ansteige, sei es, auch hier mitzuregieren. Nichtsdestotrotz attackiere man auch die CSU (als möglichen Koalitionspartner, an dem keiner vorbeikomme), die ja nicht nur bei der sogenannten zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München versagt habe. Speziell Ministerpräsident Markus Söder stehe im Feuer, der, so Funke-Kaiser, schon lange über so manches Bescheid wusste. Ein Wahlkampfthema für die FDP sei auch, einen XXL-Landtag zu verhindern, wofür ein Volksbegehren vorbereitet werde.

Warum Funke-Kaiser seinen Parteichef Christian Lindner lobt

Nicht zuletzt lobt der Jungparlamentarier seinen „Chef“, Bundesfinanzminister Christian Lindner, der ein Garant dafür sei, dass man 2023 wieder eine schwarze Null im Bundeshaushalt erreichen werde. Daran, dass der FDP-Bundesvorsitzende seine Hochzeit groß auf Sylt gefeiert habe, kann Funke-Kaiser nichts Verwerfliches finden, zumal dieses Fest die Steuerzahler nicht belastet habe. Im Gegenteil: Gerade in weltweit schweren Zeiten tue eine fröhliche Abwechslung auch mal gut.

Maximilian Funke-Kaiser mit seiner Partnerin Julia Franke.

Stichwort Hochzeit: Wann läuten bei Maximilian Funke-Kaiser die Hochzeitsglocken? Das ist zwar eine Option, derzeit aber nicht aktuell, sagt der 28-Jährige angesprochen auf seine wenige Jahre ältere Partnerin Julia Franke, die Mittelschullehrerin ist. Die Liebe hält trotz der neuen Aufgabe in Berlin. Man sei ständig in Kontakt, telefoniere und schicke Fotos. Und wenn der Abgeordnete in seiner Heimatstadt Augsburg ist, begleite sie ihn oft zu Terminen.
Insgesamt ist die Partnerschaft zwar eine Herausforderung, so wie auch das Kontakthalten zu guten Freunden. Letztendlich gelinge dies aber ganz gut, versichert Funke-Kaiser.

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